The Sewer Rats – Magic Summer (2020, Uncle M)

Der Sommer wird magisch. Auf die eine oder andere Weise. Entweder, weil die Corona-Beschränkungen schrittweise aufgehoben werden und uns endlich wieder erlaubt ist, mit einer Handvoll Kumpels in einem Kinderplanschbecken auf einer innerstädtischen Verkehrsinsel zu hocken und zur Mittagszeit eine Kiste Bier zu leeren. Oder aber, weil uns die zweite Infektionswelle, befeuert von all den fehlgeleiteten Zweiflern, Verschwörungstheoretikern und Aluhutträgern, bei sengender Rekordhitze neuerlich dazu verdammt, in den eigenen vier Wänden zu hocken und gehamstertes Klopapier zu futtern.

Den richtigen – und richtig geilen – Soundtrack für beide Szenarien liefern THE SEWER RATS mit ihrem neuesten Werk „Magic Summer“. Und das, obwohl juvenile Bockigkeit als Triebfeder eines Gutteils des herrlichen Track-Dutzends fungiert: Keinen Bock auf Arbeit („I’m Quitting My Job“), keinen Bock auf Zahnarztbesuch („I Don’t Wanna Go to the Dentist No More“), keinen Bock auf Psychiater-Sprechstunde („I Don’t Wanna Go to the Shrink No More“) und obendrein nicht mal Bock, das Zimmer zu verlassen („I Don’t Wanna Leave My Room No More“). Das mag ein wenig verwundern. Denn in der Vergangenheit empfahlen sich die Kölner vorrangig als putzmuntere Psychobilly-Konstante.

Mittlerweile steht aber vorrangig melodischer Punk-Rock mit 90’s-Attitüde im Mittelpunkt. Wohlgemerkt mit deutlichen Ausschlägen gen RAMONES und zeitgenössische Pop-Punk’n’Roll-Kapellen US-amerikanischer Prägung. So finden sich auf „Magic Summer“ denn auch ein paar der feinsten Songs, die TEENAGE BOTTLEROCKET nie geschrieben haben. Und natürlich bockstarke Hits des Schlages… naja, eigentlich allen. Wobei neben den erwähnten „I’m Quitting My Job“ und „I Don’t Wanna Go to the Dentist No More“ zwingend „My Sweet Chun-Li“, „My Baby Is at Groezrock (And I Am Not)“, „Total Creep“ und „Down For Life“ genannt werden müssen.

Die sympathisch auf Kurzweil pochende Abstinenz gehaltvoller Texte wird indes einzig durch die Pro-Vegetarier-Hymne „Choice“ durchbrochen. Wobei die Maxime der spaßorientierten Verjüngungskur perfekt zum Titel einer Platte passt, bei der die Lyrics bereits nach wenigen Durchläufen nahezu fehlerfrei mitgeschmettert werden können. Rudi Carrells klassische Frage „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ lässt sich dank der SEWER RATS damit glasklar beantworten: jetzt. Genau jetzt. Einfach magisch.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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