Primetime Failure – Oxygen (2023, Uncle M/Shield Recordings)

Mit jeder neuen Veröffentlichung transportieren PRIMETIME FAILURE ein Gefühl von Zeitreise. Es ist, als ob eine in den späten 1990ern vergrabene Kapsel geborgen würde, in der die Essenz des Melo-Cores konserviert ist. Und das Beste daran: Die Bielefelder versprühen eine Unbekümmertheit, die einigen der alten (wieder oder noch immer aktiven) Genre-Granden längst abhandengekommen ist. Das zeigt sich auch bei „Oxygen“, der dritten EP des Viergestirns.

Allerdings sind die in schlanken zehn Minuten gereichten fünf Tracks mit „Melo-Core“ nicht gänzlich passend eingeordnet. Denn stärker als auf den Vorgängern wird der Pop-Punk zum stilistischen Zaungast erhoben. Das führt bei „I Like What You’ve Done With the Place“ nach hinten raus zu Anlehnungen an BLINK-182 und beschert auch der betont missverständlich betitelten Tochter-Ode „Song About Mike Dawner“ ein sommerliches Flair. Die einmal mehr unverschämt eingängige Übervorteilung des melodischen Punk-Rocks kommt insbesondere beim eröffnenden „Just What the Doctor Ordered“, das wie der Titeltrack sympathisch rasch abgehandelt wird, und dem finalen „Blueprint“ zum Tragen.

Der Text des letztgenannten Stücks zeigt, dass die grundlegende musikalische Unbekümmertheit der Jungs in den Corona-Jahren dezente Schlagseite erlitten hat. Damit schwingt zumindest unterschwellig ein Hauch von Melancholie mit, der beim hintergründigen „Oxygen“ gar in niederschmetternde Zeilen mündet. Aber auch das spricht eindeutig für PRIMETIME FAILURE. Denn Nostalgiefaktor hin oder her, das Hier und Jetzt wird darüber keineswegs vergessen. Hoffen wir also, dass es bald (wieder) ausreichend Gelegenheit gibt, diese große kleine Band live zu erleben!

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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