KMPFSPRT – Euphorie und Panik (2022, Uncle M)

„Was bringt der Tag, der nur Scherben hinterlässt?“ – ‘Scherben, Stein, Papier‘

Die Unterscheidung ist relevant: KMPFSPRT spielen Punk-Rock mit deutschen Texten. Keinen Deutsch-Punk. Zwar nimmt die Message auch bei den Kölnern eine wesentliche Stellung ein, nur ist die Form ihrer Musik nicht auf unbedingte Effizienz gepolt. Auf ihrem dritten Langspieler „Euphorie und Panik“ pflegen sie einen Sound, der zwischen den Stühlen von Punk und Rock schwenkt. Aus der momentweisen Übervorteilung der einen oder der anderen Seite destillieren die Domstädter eine Flexibilität, die sie innerhalb der zwölf Tracks immer wieder stilistische Haken schlagen lässt. Erhöhter Gleichklang scheint damit ausgeschlossen.

Das Beste daran: Das Energielevel ist beständig hoch. Gerade damit war nach dem überraschend glatten 2018er-Werk „Gaijin“ nicht unbedingt zu rechnen. Doch KMPFSPRT besinnen sich (mit dem Rückenwind der krawalligen selbstbetitelten EP von 2020) auf alte Stärken, so dass der wieder gern plärrige Gesang einen nicht unerheblichen Teil des Charmes ausmacht. Anbiederung an ein größeres Publikum? Glücklicherweise nicht. Dass der Sound dennoch angenehm weitschweifig ausfällt, mag insbesondere auf den Festivalbühnen der Republik honoriert werden. Verbiegen muss sich der Vierer dafür aber keineswegs. Dass Nummern wie das von Bläsern umspielte „Löwen-Emoji“ in ihrer melodischen Lässigkeit leichter zugänglich erscheinen, fällt vor allem deshalb nicht weiter ins Gewicht, da die Vorab-Single nicht stellvertretend für das Gesamtwerk steht.

Denn in der Hauptsache knallt die Platte mit gerechtfertigter Basiswut, dass es eine wahre Freude ist. Ob nun beim Richtung Post-Hardcore schielenden Opener „Scherben, Stein, Papier“, dem Szene-kritischen „Punk muss sich wieder lohnen“, der Rechte-Schwurbler-Kelle „Schottergarten Eden“, dem wandlungsreichen „Schwanenkampf“ oder „Kein Signal“. Obendrauf setzt es genug hymnische Momente, um die Fäuste gereckt zu halten und die Kehle heiser zu brüllen. Dass nicht jeder Track gleichermaßen packt, liegt in der Natur der (individuellen Ansichts-)Sache. Grund zur Panik besteht trotzdem nicht. Zur Euphorie hingegen schon.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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