The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichte (USA 2019)

„Jeder Tod hat eine Geschichte.“ So wollen es der hiesige Subtitel des Episoden-Gruslers „The Mortuary“ und der aschfahle Bestatter Montgomery Dark verstanden wissen. Der, gespielt vom auch produzierenden Clancy Brown („Starship Troopers“), verrichtet seine Arbeit im abgeschiedenen Nirgendwo der US-Westküste. Dass es dort selbst am Tage ein wenig unheimlich anmutet, unterstreicht Autor und Regisseur Ryan Spindell („50 States of Fright“) durch Nebelschwaden und Zeitungsschlagzeilen, die sich wie Kurzzusammenfassungen bewährter Horrorthemen lesen. Hinzu gesellt sich eine dezent märchenhafte Aura. Sie belegt, dass in diesem übernatürlichen Mikrokosmos mit allem gerechnet werden muss.

Brown, der zwischen Tim Curry und Angus Scrimm leidenschaftlich dick aufträgt, empfiehlt sich als Crypt Keeper einer neuen Generation. Wie bei den „Geschichten aus der Gruft“ führt er als erzählerische Klammer durch morbide Schauer-Stories, die der vorlaut um eine Assistenzstelle buhlenden Sam (Caitlin Custer, „Extraction“) als Belege dafür dienen sollen, dass nichts im Leben ungesühnt bleibt. Die zur Einstimmung gereichte, verschwindend kurze Auftaktepisode streift das Wirken H. P. Lovecrafts, wenn eine Taschendiebin (Christine Kilmer) in einem Badezimmer-Wandschrank mit einem Tentakel-bewährten Monster konfrontiert wird. Diesem Appetithappen folgen drei längere Erzählungen, die, neben dem als Arzt auftretenden Mike C. Nelson („Black-ish“), vor allem durch das zeitlose Setting und die detailreiche (Retro-)Ausstattung geeint werden.

Im Folgenden ranken sich die Schilderungen um den notorischen Aufreißer Jake (Jacob Elordi, „The Kissing Booth“), der nach einer ungeschützten Liebesnacht mit Kommilitonin Sandra (Ema Horvarth, „Don’t Look Deeper“) plötzlich schwanger ist, sowie den verzweifelten Wendell (Barak Hardley, „Spell“), den die Beseitigung der pflegebedürftigen Gattin (Sarah Hay, „Extracurricular Activities“), gerade im Zusammenspiel mit einem maroden Fahrstuhl, vor immense Herausforderungen stellt. Den letzten Erzählstrang steuert Sam bei, die sich in bester Slasher-Manier einem entflohenen Killer stellen muss. Spindell pflegt hier seinen großartigen, via Crowdfunding finanzierten 2015er Anthologie-Auftakt „The Babysitter Murders“ ein.

Dass die Moral ihrer narrativen Beigabe mit der Rahmenhandlung verschmilzt, beschert dem Film sein rundes Erscheinungsbild. Das süffisante Spiel mit Genre-Klischees – insbesondere bei der finalen Hommage an John Carpenter, dessen „Halloween“ (1978) den Arbeitstitel „The Babysitter Murders“ trug –, die wertige Inszenierung sowie die gerade gemessen am überschaubaren Budget erstklassige visuelle Erscheinung machen „The Mortuary“ zum kurzweiligen, punktiert blutbesudelten und von handgemachten Effekten umgarnten Vergnügen. Echte Spannungs- und Schockmomente sind – anders als bei Andy Nymans „Ghost Stories“ (2017) – zwar rar gesät, doch erweist sich der Unterhaltungswert als stattlich genug, um Fans des episodischen Horrors leichter Hand zufriedenzustellen.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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