Eigentlich wollte der Elitesoldat John (Spielfilmdebüt des Profi-Wrestlers John Cena) mit Frau Kate (Kelly Carlson, „Paparazzi“) Urlaub machen. Wegen Befehlsverweigerung wurde der passionierte Marine aus dem Militärdienst entlassen. Den Job als Sicherheitsmann ist er auch bereits am ersten Tag wieder los. Ein Tapetenwechsel scheint also genau das richtige. Auf seine Art ist es das auch, denn als ein Gangsterquintett Kate als Geisel nimmt, setzt John unter Aufbietung seiner speziellen Fähigkeiten alles daran, die Gattin aus den Fängen der Entführer zu befreien.
In den guten alten Zeiten des Actionfilms waren die Helden breit und die Storys flach. Die Flamme der Selbstjustiz loderte hoch und lockte das Publikum in Scharen in die Lichtspielhäuser. Heute ist das anders. Hier und da schlägt Bruce Willis noch mal in die alte Kerbe oder versucht Stallone abermals die Boxhandschuhe überzustreifen, im Grunde aber ist das stupide Baller- und Prügelkino der freudvollen Achtziger Schnee von gestern. Wie seine Helden, die, sofern sie nicht im Dämmerlicht der Videoproduktionen versauern, entweder in die Politik oder ins Rentenalter eingetreten sind.
Umso größer wiegt der Verdienst des Regiedebütanten John Bonito, der den kantigen Kraftbolzen Cena als anachronistische Ein-Mann-Armee ins Feld schickt. Technisch entspricht das dem gegenwärtigen Standard, wenn die Logik auch in bewährter Manier mit Füßen getreten wird. Der wehrhafte Marine überlebt gleich mehrere Explosionen und verzeichnet auch bei der x-ten Faust im Gesicht keine Blessuren. Aber wer bitte soll sich daran stören? Bonito setzt auf Kurzweil, Gewalt und die Macht der Übertreibung. Damit gibt sein Fanfilm der (männlichen) Zielgruppe genau das, wonach es sie dürstet.
Der ideale Gegenpart zum unverwüstlichen Helden findet sich in „Terminator 2“-Bösewicht Robert Patrick, der die Rolle des verschmitzten Bilderbuchpsychopathen Rome mit sichtlichem Vergnügen aufzieht. Überhaupt scheinen die Beteiligten mächtig Spaß am flotten Austausch von Kugeln gefunden zu haben, bleibt zwischen tosender Destruktion doch noch reichlich Raum für selbstironische Anwandlungen. Die comichaft verspielte Figurierung der Protagonisten, solche wie der hysterische Hüne Morgan (Anthony Ray Parker, „Matrix“), flankiert den Unterhaltungswert. Langeweile kommt so garantiert keine auf.
Auf das Charisma des ehemaligen Catcherkollegen Dwayne „The Rock“ Johnson („Walking Tall“) kann Cena nicht verweisen. Den Anforderungen seiner ersten Hauptrolle genügt die unübersehbare Präsenz vom Sympathiegehalt bis zur Durchschlagskraft dennoch. Außer den hoch gewachsenen Darstellern ist daneben aber nichts Großes gediehen. „The Marine“ ist ein humoriger, dabei gut gemachter Genrefilm, der nichts weiter sein will als pure Unterhaltungsware ohne jeden Anspruch. Das gelingt mit Bravour, wenn dabei auch keine Überraschungen zu Tage treten.
Wertung: (6 / 10)