Ihre Probleme haben die GET UP KIDS offenbar nicht vollends hinter sich gelassen. Dabei sind die internen Differenzen, die zur 2005 vollzogenen Auflösung führten, doch längst ausgeräumt. So folgte 2008 die Rückkehr – und mit ihr bis 2011 eine EP sowie ein weiterer Langspieler. Dass sich die US-Emo-Rocker mit besagter Platte, „There Are Rules“, merklich vom angestammten Emo-Rock emanzipierten, gefiel nicht jedem. Noch so ein Problem. Neue Musik gab es im Anschluss erst sieben Jahre später, mit der 2018 herausbrachten „Kicker“-EP. Sie zeigte, dass der Klassiker aus Kansas wieder in die Spur gefunden hatte.
Die logische Folge ist „Problems“, das sechste und – inflationär gesprochen – reifste Studio-Album des Quintetts um Frontmann Matthew Pryor. Die Texte zeigen, dass sich die Problemhorizonte mit den Jahren verschoben haben. Allerdings sind die behandelten Themenfelder, etwa Einsamkeit oder Verlust, kaum andere als in den späten Neunzigern. Der Sound speist sich (naturgemäß) aus sämtlichen Schaffensphasen. Die GET UP KIDS bleiben sich treu, ohne ihren Stil neu zu erfinden. Das führt zu herrlich rockigen, von Singalong-Passagen begleiteten Stücken wie „Satellite“, „Fairweather Friend“ oder „The Advocate“.
Gemächlicher geht es bei „Salina“ und „Common Ground“ zu, die partiell an die Zeit von „On a Wire“ (2002) erinnern. Bei „Lou Barlow“ greift Keyboarder James Dewees (REGGIE AND THE FULL EFFECT) so prägnant in die Tasten, wie beim unsterblichen Evergreen „Something to Write Home About“ (1999). „Waking Up Alone“ schmückt sich hingegen mit Anklängen an den eher sphärischen Sound von „There Are Rules“, ohne das partiell hymnische Moment zu vergessen. So entstehen zwölf Songs zwischen Indie-Souveränität und nostalgischer Wohlfühlatmosphäre, die mit traumwandlerischer Sicherheit auf alte Stärken pochen und diese in einen „erwachsenen“ Sound überführen. Fans der Band sollte das vor keinerlei Probleme stellen.
Wertung: (7 / 10)