Reggie and the Full Effect – Greatest Hits 1984 – 1987 (1999/2004, Second Nature/Vagrant Records)

„I’m still the liar / For Desire / I’m on fire“ – Textlich ganz vorn mit dabei: ‚Megan is My Friend to the Max‘

James Dewees hat Humor. Nicht umsonst trägt das Debütalbum seines Soloprojektes REGGIE AND THE FULL EFFECT den Titel „Greatest Hits 1984-1987“. Entstanden ist es 1999, unter Mitwirkung der THE GET UP KIDS-Mitglieder Matt Pryor (Gitarre) und Rob Pope (Bass). Dewees, der beim Emo-Klassiker bis heute das Keyboard bedient, steuerte für seine eigene Band zudem Gesang und Drums bei. Das klingt bereits im Ansatz nach gestandenem Spaß für alle Beteiligten – und findet seine Entsprechung auch in der Musik. Denn geboten wird das süffisante Spiel mit Herzschmerz-Klischees, verpackt in einen schicken Reigen aus Indie-Rock und Pop-Punk.

Die Track-Dimensionierung fällt mit 18 Nummern reichhaltig aus. Doch nur etwa die Hälfte davon geht tatsächlich als Teil der „Größten Hits“ durch. Der Rest sind kurze, nicht selten auf In-Jokes basierende Intros oder Einspieler, bei dem ein betrunkener Typ im Rahmen eines GET UP KIDS-Konzerts krause Kommentare beisteuert oder ein Fledermausangriff den Rückzug zum Hubschrauber forciert. Highlight dieses Nonsens-Füllmaterials bleibt das gackernde „Happy Chickens“-Heimwerker-Tanzstück. Wenn Dewees und Spießgesellen ihre Herzen ausschütten (Pryors Background-Vocals bleiben unverkennbar), wird es hingegen hochklassig: Bereits „Girl, Why’d You Run Awyay“ ist ein unbedingter Klassiker, bei dem der ironisch verzerrte Umgang mit typischen Emo-Themen deutlich zur Geltung kommt.

Emotion wird bei REGGIE AND THE FULL EFFECT bisweilen zur Obsession – und die Platte damit zum clever sarkastischen Gegenentwurf. Auch „What’s Wrong“, „Your Girlfriend Hates Me“, „Another Runaway Song“ oder „Where’s Your Heart“ sorgen mit Dynamik, gelungenen Texten und Singalongs für blendende Stimmung. Ganz zu schweigen von Dewees unermüdlichem Einsatz am Keyboard, das bisweilen in Richtung 80’s-Synthie-Pop driftet. Unter dem Strich also eine klasse Scheibe mit Herz, Hits und guter Laune. Die von Vagrant Records 2004 nachgeschobene Neuauflage enthält sieben Bonus-Stücke, darunter die „Lord of the Bling“-Trilogie sowie ein Cover des SLAYER-Smashers „Raining Blood“. Doch egal ob in dieser oder jener Version: ein starkes, auf seine Weise zeitloses Debüt!   

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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