The Fall (USA/GB/IND 2006)

The Fall_Plakat_DDDie Geschichte von fünf sagenhaften Helden ist zugleich das Zeugnis einer ungewöhnlichen Freundschaft. Es ist eine Ode an die Fantasie, die Tarsem Singh, der sich der Einfachheit halber nur noch Tarsem nennt, über den Zuschauer bringt. Produziert wurde sein visuell betörendes Bewegt-Gemälde von David Fincher („Fight Club“) und Spike Jonze („Being John Malkovich“), zwei geradeheraus visionären Filmemachern jenseits des Mainstream. Dort hatte auch Singh, äh Tarsem Fuß fassen wollen, als er zur Jahrtausendwende den so optisch raffinierten wie inhaltlich unausgegorenen Horror-Thriller „The Cell“ vorlegte.

Doch es wurde still um den ehemaligen Clipregisseur. Aus dieser trügerischen Ruhe steigt nun „The Fall“ empor, der bereits 2006 gedreht wurde, die Verheißung eines Kritiker- wie gleichsamen Publikumserfolgs aber nicht erfüllen konnte. Allerdings muss er gerade das auch nicht. Es ist endlich mal wieder ein Film zum sattsehen, aber auch zum Stänkern gegen inhaltliche Simplizität und verquast künstlerische Überdramatisierung. Die Mängel aber unterstreichen paradoxerweise nur die Stärken, denn die Erzählperspektive aus Kindersicht erhebt die Naivität zur Tugend.

Sie geht von der fünfjährigen Alexandria (herrlich unbefangen: Catinca Untaru) aus, die in einem kalifornischen Krankenhaus der Neunzehnzwanziger zum Spielball des lebensmüden Stuntmans Roy (Lee Pace, „Pushing Daisies“) wird. Der, von der Liebe verlassen, nach einem Sturz scheinbar von der Hüfte abwärts gelähmt, macht sie durch die Heldengeschichte zu seiner Komplizin. Für die dynamische Ausführung seines Rachemärchens, bei dem die tapferen Krieger gegen einen despotischen Herrscher zu Felde ziehen, soll ihm Alexandria eine Überdosis Beruhigungsmittel verschaffen.

Das eher kraftlose Drama steht hinter der Faszination der Bilder zurück. Roys Epos, inszeniert vor atemberaubenden Naturkulissen und Bauwerken rund um den Globus, wird unter der Vorstellungskraft des Mädchens praktisch lebendig. Reale Personen des Krankenhausalltags werden zu Protagonisten, ein Indianer durch sprachliches Unverständnis in der Vorstellung der gespannten Zuhörerin gar zum Inder. Die monumentale Bilderflut degradiert die Schauspieler zu Beiwerk, lässt Bauklötze staunen, ermöglicht aber letztlich das völlige Verlieren in den Weiten von Surrealismus, Poesie und visueller Erhabenheit. Ein streitbarer Augenschmaus mit Witz und Herz.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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