„One day I’ll remember. Remember everything that happened: the good, the bad, those who survived… and those that did not.“ – Bilbo
Wenn im englischsprachigen Raum die Phrase „so long“ benutzt wird, bedeutet dies in der Regel eine Abschiedsbekundung. Oder eben, dass etwas verdammt lang ist. Auf „Die Schlacht der fünf Heere“, den Abschluss von Peter Jacksons „Hobbit“-Trilogie, treffen beide Bedeutungen zu. Denn wie der Oscar-gekrönte Regisseur, Produzent und Autor wiederholt verlauten ließ, wird er keine weiteren Verfilmungen aus dem literarischen Fundus des J.R.R. Tolkien verantworten. Betrachtet man das Ende seines insgesamt sechsten Mittelerde-Abenteuers, ist das nicht einmal die schlechteste Entscheidung.
Mit dem Entschluss, ein kurz gehaltenes Buch auf drei Filme von rund zweieinhalb Stunden zu strecken, stieß Jackson früh auf Kritik. Über die ersten beiden Teile mochte man darüber noch wohlwollend hinwegsehen. Schließlich störte die Nebenhandlung um den Nekromanten, der sich im Mittelpart als Sauron zu erkennen gab, nicht weiter. Die Macher wollten die märchenhafte Vorgeschichte des „Herrn der Ringe“ eben zum klassischen Prequel aufbauschen. Dafür wird über die Elbenführer Galadriel (Cate Blanchett) und Elrond (Hugo Weaving) sowie Magier Saruman (Christopher Lee) und Alt-Bilbo Ian Holm auch diesmal Personal des Fortgangs aufgefahren. Doch trotz aller Schauwerte ist der Zauber weitgehend verflogen.
Das liegt vorrangig an den in den Mittelpunkt strebenden Figuren. Hobbit Bilbo (Martin Freeman), der gemütliche Anti-Held, wird zugunsten der Zwergengemeinschaft zum Beiwerk. Mit wachsender Sorge beobachtet er, dass Thorin Eichenschild (Richard Armitage), der neue König unter dem Berg Erebor, vom Goldfieber besessen ist. Drache Smaug (wie Sauron verkörpert von „Sherlock“-Star Benedict Cumberbatch), der sich am Ende des Vorgängers aufschwang, die nahe Seestadt zu verwüsten, wird in der spektakulären Auftaktsequenz vom mutigen Fährmann Bard (Luke Evans) tödlich verwundet. Was eigentlich Frieden bringen müsste, führt in der Folge aber zum Auflauf verschiedener Armeen.
In seinem Wahn weigert sich Thorin, den nun heimatlosen Menschen den versprochenen Anteil seines Reichtums abzutreten und auch die Elben um König Thranduil (Lee Pace) reagieren vergrätzt. Als die Zwergenarmee von Dain (Billy Connolly, „Der blutige Pfad Gottes“) aufmarschiert, scheint ein Krieg zwischen den Völkern unvermeidlich. Geeint werden sie erst durch die Orkheere Saurons, die mit furchterregenden Monstern und schwerem Kriegsgerät zum Angriff blasen. Was folgt sind wuchtige Schlachtszenen, fliegende Köpfe und – eingeleitet durch Thorins plötzliche Läuterung – verschiedentlicher Heldentod. Doch gerade der lässt seltsam kalt.
Die bekannte Figurenfülle um Zauberer Gandalf (Ian McKellen) und Elb Legolas (Orlando Bloom) metzelt sich durch einen Showdown, der große Effekte und manch packendes Duell (insbesondere das von Thorin und Orkführer Azog) auffährt, das luftige Nichts an Erzählung diesmal aber nur selten entkräften kann. Das ist umso überraschender, da selbst die kalkulierten emotionalen Höhepunkte, vorrangig die unerfüllte Liebe zwischen Zwerg Kili (Aidan Turner) und Elbin Tauriel (Evangeline Lilly), ihre Wirkung verfehlen. „Die Schlacht der fünf Heere“ bietet viel Futter fürs Auge, wird dem eigenen Anspruch letztlich aber nur bedingt gerecht. Das stellt Peter Jacksons „Der Hobbit“ nicht grundlegend in Frage, lässt diese Trilogie aber schlussendlich deutlich hinter dem „Herrn der Ringe“ zurückstehen. In diesem Sinne: So long, Mittelerde!
Wertung: (6,5 / 10)