Terrorgruppe – Superblechdose (2017, Destiny Records/Aggropop)

„Singt mit uns intelligente Texte!“ – MC Motherfucker

Bereits mit der „Blechdose“ (2009) stellte die TERRORGRUPPE unter Beweis, wie ein vorzügliches Live-Album geartet sein sollte: starke Songauswahl, heiter absurdes Zwischengeschwofe und druckvoller Sound. Kann es dazu eine Steigerung geben? Klar, die „Superblechdose“. Die folgt als klassische Fortsetzung dem „Höher, schneller, weiter“-Prinzip und legt in allen Belangen eine zünftige Schippe drauf. Das „Super“ im Titel soll ja keine haltlose Behauptung bleiben!

Bleibt die ewige Frage, ob es das zwingend gebraucht hätte. Die ewige Skepsis, die bei Live-Platten fast automatisch hochkocht. Hier jedoch ist sie unangebracht. Denn was die TERRORGRUPPE über 37 (!) Tracks auf zwei CDs (oder Schallplatten) abliefert, ist ein begeisternder Mix aus Hits und Spielfreude. Und herrlich beknackten Ansagen, die gern in Form von Beleidigungen gereicht werden. Ob sich Kreuzberg nun den Vorwurf der „gentrifizierten Scheiße“ gefallen lassen muss, Mario Barth in „Leider nur ein Traum“ als Nachfolger von Jürgen Möllemann zum Sterben verdammt wird oder Johnny Bottrop um „Tante Gerda“ herum (zutiefst glaubhaft) vom Schicksal seiner Tante Lisbeth berichtet, die enorme Kurzweil endet längst nicht mit den Akkorden der einzelnen Stücke.

Die soundtechnisch hervorragenden Aufnahmen stammen, neben Berlin, aus Köln, Linz, Würzburg, Hannover, Lindau und Dresden. Das Publikum ist bei zahlreichen Gassenhauern, etwa „Rumhängen“ oder „Gestorben auf dem Weg zur Arbeit“ voll dabei. Die Auswahl der gebotenen Songs umspannt alle Phasen im Schaffen der TERRORGRUPPE und hält sowohl uralte – siehe „Russenhitler“, „Tresenlied“, „Wochenendticket“, „Sabine“, „Sozialer Misserfolg“ oder „Kinderwahnsinn“ – als auch (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung) neue Beiträge wie „Immer besser“, „Schmetterling“, „Tiergarten“, „Schlechtmensch“, „Blutbürger“ oder „Der Maximilian“ bereit.

Dass es den stets bissig ironischen Hauptstädtern nicht an großartigen Hits mangelt, bedarf wohl keiner Bestätigung – selbst wenn diese u. a. durch „Allein gegen alle“, „Kathedralen“, „Keine Airbags für die CSU“, „Der Rhein ist tot“, „Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland“, „Angela“, „Keiner hilft euch“, „Die Gesellschaft ist schuld“ (samt erklärungsbedürftiger MOTÖRHEAD-Reminiszenz), „Opa“, „Schöner Strand“ und „Wir müssen raus“ kontinuierlich gereicht wird. Die Wandlungsfähigkeit der TERRORGRUPPE wird, neben vereinzelten Ska-Anflügen und der allgegenwärtig stimmig integrierten „Tiergarten“-70’s-Orgel, durch die Textaktualisierung von „Ernst August II“ und dem K.I.Z.-Cover „Hurra, die Welt geht unter“ unterstrichen. Damit lässt die „Superblechdose“ für Fans des Deutsch-Punk-Klassikers – und auch Freunde üppig dimensionierter Live-Konserven – wahrlich keine Wünsche offen.

Wertung: 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

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