V/A – Aggropop Now! (2003, Destiny Records/Aggropop)

Die TERRORGRUPPE ist nicht mehr! Schade eigentlich. Denn die Verrentung der ironischen Deutsch-Punks hinterlässt eine Lücke im heimischen Musikzirkus, die nur schwerlich geschlossen werden kann. Neben den Erinnerungen an großartige Konzerterlebnisse bleiben ihre Platten. Und Sampler. Dabei ist der anno 2003 in Kooperation mit Destiny Records zum 10. Bandgeburtstag gereichte „Aggropop Now!“ ein Beispiel besonderer Güte.

Denn die zwei Discs umfassende Zusammenstellung, deren Aufmachung von einer verdrogten Kinosichtung des Coppola-Klassikers „Apocalypse Now“ (1979) inspiriert wurde, vereint nicht nur zahlreiche national wie international wohlklingende Namen, sondern fährt auch eine Fülle unveröffentlichter Tracks auf. Das gestaltet die Begutachtung zusätzlich komplex.

Beginnen wir also mit der Aufschlüsselung der enthaltenen 55 (!) Stücke:

Disc I.

01: The Movement – Waiting*
02: Use to Abuse – Candle For a Dead Punk*
03: Good Riddance – More DePalma… Less Fellini*
04: Mighty Mighty Bosstones – We’ll Take the City Back
05: Mad Caddies – Contraband
06: Burning Heads – One Hit Wonder*
07: Shandon – Revenge
08: Guttermouth – Vacation
09: Bambix – Truckstop^
10: Crosstops – Ol‘ Milwaukee*
11: Real McKenzies – Gi‘ Us a Dram
12: Swingin‘ Utters – Glad
13: Mother’s Pride – Rockin‘ Surf Song*
14: Youth Brigade – We’re In
15: RKL – Take It All*
16: She Male Trouble – Killin‘ Keepin‘ Her Alive*
17: NOFX – One Way Ticket to Fuckneckville*
18: Germ Attack – No Need*
19: Mad Sin – Crack in a Box*
20: D-Sailors – Dudes Breakfast^
21: Beatsteaks – Yeah, Fuck Yeah*
22: Psy-9 – Down and Dirty*
23: The Bouncing Souls – Wig^
24: Skin of Tears – Falk*
25: Church of Confidence – Rockin‘ My Heart*
26: Brainless Wankers – Here We Go*
27: Space Hobos – Green Witch Village
28: Terrorgruppe – W*

Disc II.

01: Terrorgruppe – Aggropop*
02: Great Unwashed – 10 Jahre*
03: Rantanplan – Solitary Man^
04: Disaster Area – Skateboard Uh Ah Ah*
05: Wilde 13 – Freundin^
06: Me First and the Gimme Gimmes – I Just Call to Say I Love You*
07: Spitfire – Chto Takoe*
08: Die Kassierer – Hallo Nachbar*
09: Hammerhead – Ich schlag zu*
10: Payback – Nice Girls^
11: Donots – Ausgebombt*
12: Anfall – The Crusher^
13: Dritte Wahl – Tobias^
14: Die Ärzte – Elektrobier^
15: Kumpelbasis – Albtraum*
16: Xarecrows – Ich gehör mir selbst^
17: Heideroosjes – Was soll sein?^
18: Muff Potter – Teenage Kicks*
19: Nitrominds – Something I Learned Today^
20: Minnie’s – We Don’t Want You to Dance*
21: Mutties Lieblinge – Zu spät*
22: Schrottgrenze – Licht aus!
23: The Lennons – Auf dem Weg nach Eden
24: Lost Lyrics – Es ist schade
25: Hass – Georg Bush*
26: Wizo – OK Fred^
27: Lokalmatadore – Urlaubszeit*

* = Bis dahin unveröffentlicht
^ = Rarer oder Nicht-Album-Track

Eigentlich sollte die Zusammenstellung ausschließlich rare und unveröffentlichte Stücke enthalten. Doch wie heißt es im ausführlichen Booklet: „We requested from all those groups a more or less rare or new unreleased song with sarcastic offensive lyrics, with a „catchy poppy melody“ and, if possible, not a cover version. And this is what we received: 12 cover versions, 10 or 11 songs which are not really rare or new, about 20 songs that are definitively not sarcastic or offensive… and about the term „catchy-poppy“: well, every band has a slightly different interpretation what „catchy“ means…“.

Dass die Ambition der TERRORGRUPPE von Freunden, Wegbereitern und Konzertkumpanen – der Autor dieser Zeilen erinnert sich gern an den Auftritt mit SKIN OF TEARS (deren Beitrag „Falk“ bis heute nur auf dieser Zusammenstellung erhältlich ist) im Düsseldorfer Zakk um die Jahrtausendwende zurück – geringfügig torpediert wurde, schmälert die Extraklasse von „Aggropop Now!“ mitnichten. Ihre Beweggründe für die Auswahl legen im Einleger zumindest manche Bands dar. Damit enden Mühe und Mehrwert keineswegs mit den beiden CDs.

Auf deren Inhalte dezidiert einzugehen, würde zweifelsfrei den Rahmen sprengen. Daher nur so viel: Das Gros der Namen sollte bekannt sein, so dass – persönliche Präferenz hin oder her – bereits auf dem Papier keine echten Ausfälle zu vermelden sind. Überraschungen dafür umso mehr, immerhin zeigt sich manche Kapelle (exemplarisch genannt seien die BEATSTEAKS und DIE ÄRZTE) von ihrer experimentellen Seite. Die DONOTS probten darüber hinaus schon mal für die kommende Konvertierung zu deutschen Texten. Zumindest im Refrain.

Die TERRORGRUPPE selbst ist gleich zweifach vertreten. Ihr englischer Beitrag „W“ keult – wie auch „Georg Bush“ von HASS – gegen den damaligen US-Präsidenten, während „Aggropop“… nun ja, seinem Titel alle Ehre bereitet. GREAT UNWASHED haben den Urhebern mit „10 Jahre“ gleich einen Geburtstags-Tribut-Song geschrieben und DIE LOKALAMATADORE haben für das 1983 eingespielte „Urlaubszeit“ gaaanz tief in der Historienkiste gekramt. Machen wir es also zumindest am Ende kurz: Dieser Sampler sucht nicht nur seinesgleichen, sondern unterstreicht obendrein, dass der Punk ohne die TERRORGRUPPE ein Stück dunkler geworden ist.      

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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