Terrorgruppe – Inzest im Familiengrab (2014, Destiny Records)

terrorgruppe-inzest-im-familiengrabDeutschlands Musiklandschaft war nach der Auflösung der TERRORGRUPPE im Jahr 2005 nicht mehr dieselbe. Zu schwer wog der Verzicht auf die simpelsinnige Vereinfachung komplexer Sachverhalte. Wer wenn nicht sie konnten die Wichtigkeit des Skateboards über den Nationalstaat stellen oder Angela Merkel als Sackbahnhof der Evolution bezeichnen? Für Linderung sorgten die BOTTROPS. Aber konnte das genügen? Offensichtlich nicht. Denn jetzt sind die weltgewandten Hauptstadt-Punks wiederauferstanden und haben mit „Inzest im Familiengrab“ eine EP vorgelegt, die der Rückkehr ins Rampenlicht angemessenen Nachdruck verleiht.

Musikalisch geht es dabei überraschend gezügelt zu. Die Klavier-untermalten Melodien wirken lässig, fast poppig und die Ohohoh-Chöre schmeicheln sich ein, als müssten sie die Abstinenzzeit mit Streicheleinheiten für die Gehörgänge vergessen machen. Das wirkt beinahe zu nett und freundlich. Aber die Texte haben Biss, rangieren gerade beim einleitenden Titeltrack aber in Sphären gesteigerter Absurdität. In „Na endlich“, dem besten Beitrag der EP, wird die Abschaffung Deutschlands begrüßt und Dschungelcamp für Tilo Sarrazin gefordert. So kennen wir die TERRORGRUPPE,  so lieben wir sie. Doch bei allem Unterhaltungswert und aller Freude über die Reunion bleibt ein (dezent) fader Beigeschmack.

Denn in der Vergangenheit gab es nicht bloß druckvolleres, sondern insgesamt auch überzeugenderes Songmaterial auf ihren Outputs zu hören. Das rockig-rollende „Bulimie-Bettina“ macht zwar Spaß, doch irgendwie fehlt das instrumentale Auflehnen. Gegen den Strich gebürstet ist „Inzest im Familiengrab“ fraglos, was allein das abschließende „Kotzende Teenager“ belegt, das zwischen Folk und Americana juvenile Mageninhalte über Berlin kommen lässt. An Einfallsreichtum mangelt es nicht, wohl aber an Prägnanz. Aber sei es drum, als freudige Nachricht bleibt, dass die TERRORGRUPPE zurück ist. Und große Hits können sie auch auf der nächsten Platte noch präsentieren.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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