Zum Ausklang seiner Karriere schlafwandelt Ex-Superstar Bruce Willis („Stirb langsam“) durch eine nichtige Videoproduktion nach der anderen. Mit erkennbarer Lustlosigkeit spult er seine Nebenrollen ab und zehrt mehr schlecht als recht vom Ruhm vergangener Blockbuster-Tage. Heute taugt Willis‘ Name – ähnlich Nicolas Cage – nicht einmal mehr als Zugpferd. Zu offensichtlich scheinen die qualitativen Niederungen seines Spätwerks. Selbst wenn „Survive the Night“ nicht der ärgste Film mit seiner Beteiligung der letzten Jahre bildet, so lassen sich in Summe doch wenig schmeichelnde Worte darüber verlieren.
Nach einem ertragreichen Beutezug flüchten die Brüder Matthias (Tyler Jon Olson, „Force of Nature“) und Jamie (Shea Buckner, „First Kill“) Richtung Mexiko. Ein fataler Zwischenstopp an einer Tankstelle sorgt jedoch dafür, dass der besonnene Matthias akuter ärztlicher Behandlung bedarf. In der Provinz stellen die beiden dem wegen eines Kunstfehlers ruinierten Mediziners Rich („One Tree Hill“-Star Chad Michael Murray) nach, der mit Frau und Tochter auf der Farm seines Vaters, dem pensionierten Sheriff Frank (Willis) lebt.
Matthias‘ Behandlung soll mit vorgehaltener Waffe schnell und vor allem ohne weiteren tödlichen Zwischenfall verlaufen. Doch der unberechenbare Jamie lässt wiederum die Pistole sprechen. Mit deutlichem Einfluss auf die Kooperationsbereitschaft der Geiseln. Während Matthias mit offener Beinwunde auf dem Küchentisch zu keinem Eingreifen mehr tauglich erscheint, sträuben sich Rich und Frank mit wachsender Vehemenz gegen Jamies brutale Drohkulisse. Ein blutiger Ausgang der nächtlichen Zwangskonsultation scheint damit unausweichlich.
Der partiell kammerspielartige B-Thriller, den Regisseur Matt Eskandari unmittelbar auf den ebenfalls mit Willis besetzten „Trauma Center“ (2019) folgen ließ, verfügt trotz einzelner Spannungsspitzen nicht über die Klasse, um den Zuschauenden konstant zu fesseln. Nach solidem Auftakt schleichen sich trotz klassischen 90-Minuten-Formats Längen ein. Die Darsteller haben der Formelhaftigkeit des mit Parallelen zu „An einem Tag wie jeder andere“ (1955) und „Von Mäusen und Menschen“ (1937) versehenen Gesamtwerks wenig entgegenzusetzen. Vor allem der Familienzwist zwischen Willis‘ knurrigem Hardliner und Murrays gezwungenermaßen wehrhaftem Normalo wirken arg klischeehaft. So sei Willis der Gagenscheck gegönnt, gesehen haben muss man dies mäßige Filmwerk aber keineswegs.
Wertung: (4 / 10)