„You motherfucker, I’m gonna kill you! I’m gonna fuckin‘ cook you, and I’m gonna fucking eat you!“ – Erregt: McClane
Es ist der etwas andere Weihnachtsfilm: In einem Hochhaus in Los Angeles kämpft ein New Yorker Polizist auf sich allein gestellt gegen eine Verbrecherbande, die während einer Belegschafts-Festtagsfeier Geiseln genommen hat. Aus dieser simplen Prämisse zimmerten Produzent Joel Silver („Lethal Weapon“), die Autoren Jeb Stuart („Auf der Flucht“) und Steven E. de Souza („Nur 48 Stunden“) sowie Regisseur John McTiernan („Predator“) einen der größten Actionklassiker der Kinogeschichte – und lieferten obendrein die Blaupause für unzählige Nachahmer. Aber „Stirb langsam“ ist weit mehr, katapultierte er den bis dahin weitgehend unbekannten Bruce Willis doch ins Bewusstsein eines Millionenpublikums und etablierte ihn als erdverbundenen Gegenentwurf zu den überlebensgroßen Leinwandheroen Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone.
Denn ob Willis‘ Held wider Willen John McClane den skrupellosen Gangstern (darunter der häufig in Actionfilmen als Kanonenfutter eingesetzte Al Leong, „Action Jackson“) tatsächlich gewachsen ist, scheint ausnahmsweise unklar. Aber der Reihe nach: McClane fliegt von der Ost- an die Westküste, um seine von ihm entfremdete Frau Holly (Bonnie Bedelia, „Needful Things“) und die beiden gemeinsamen Kinder zu besuchen. Im Nakatomi Plaza, einem modernen Business-Hochhaus, soll er sie von besagter Party abholen. Als er sich in einer Toilette umzieht, sprengt die Bande um den deutschen Brutalo-Gentleman Hans Gruber (Alan Rickman, „Robin Hood – König der Diebe“) das Event und setzt die Anwesenden fest. McClane entzieht sich – barfuß und im Unterhemd – dem Zugriff der Verbrecher und dünnt die gegnerischen Reihen mit Guerilla-Charme und flotten Sprüchen aus.
Das Skript basiert lose auf Roderick Thorps 1979 veröffentlichtem Roman „Nothing Lasts Forever“. Der Stoff, eine Fortsetzung von Thorps „The Detective“, war ursprünglich als zweite Verfilmung mit Frank Sinatra vorgesehen. Nach dessen Ablehnung wurde es zunächst zum Sequel des Schwarzenegger-Hits „Phantom Commando“ umfunktioniert, ehe es als alleinstehendes Vehikel den Durchbruch von Nutznießer Willis markierte. Der macht als McClane denn auch eine exzellente Figur und sorgt für augenzwinkerndes Macho-Kino mit glänzend inszenierter und streckenweise wenig zimperlicher Action. Sein vorerst einziger Kontakt zur Außenwelt ist Streifenpolizist Al Powell (Reginald VelJohnson, „Alle unter einem Dach“), der bald besserwisserische Vorgesetzte (Paul Gleason, „Breakfast Club“) und arrogante FBI-Agenten (u.a. Robert Davi, „Lizenz zum Töten“) auf den Plan ruft, die Grubers Vorhaben, ein Vermögen zu erbeuten, unfreiwillig unterstützen.
Obwohl die Figuren kaum mehr als Abziehbilder bewährter (oder hier gefestigter) Klischees bilden, überzeugen die Darsteller bis in die Nebenrollen. Alexander Godunov („Geschenkt ist noch zu teuer“) gibt markant den brutalen Hünen, William Atherton („Ghostbusters“) den schmierigen TV-Journalisten, der versucht McClanes Kinder vor die Kamera zu zerren. Legendär ist das knallige Finale, bei dem Bruce Willis „Yippee-ki-yay, Motherfucker“-Ausruf (im Deutschen wurde daraus mildernd „Schweinebacke“) Kino-Nerds einen weiteren Zitatklassiker bescherte. „Stirb langsam“, der auch die Karriere von Kameramann Jan de Bont („Basic Instinct“) ankurbelte, hat bis heute nichts von seinem Reiz verloren und macht auch im x-ten Anlauf noch immensen Spaß. Selten gab es einen Leinwandhelden, mit dem man mehr lachen und leiden (die in Fensterglas aufgeschlitzten Füße) konnte. Kurzum: Ein Action-Feuerwerk für die Ewigkeit!
Wertung: (9 / 10)