Strung Out – Songs of Armor and Devotion (2019, Fat Wreck)

In der Vergangenheit haben es STRUNG OUT ihrer Fanbasis nicht immer leicht gemacht. Der momentweise Überhang der seit jeher markanten Metal-Anteile erschwerte nach der Jahrtausendwende bisweilen den Zugang. Hochklassig blieben die Kalifornier dabei jedoch durchweg. Denn selbst wenn nicht alle Platten in identischer Weise zünde(te)n, der Hang zur punktierten Weiterentwicklung ihres Sounds über die Standarten des klassischen Melo-Cores hinaus muss den Fat-Wreck-Urgesteinen hoch angerechnet werden.

Auf ihrem mittlerweile neunten Langspieler „Songs of Armor and Devotion“ setzt das Quintett auf die Melange stilprägender Elemente all seiner Schaffensphasen – ausgenommen der (semi-)akustische Abstecher „Black Out the Sky“ (2018). Diese für alte und neue Anhänger versöhnliche Prämisse führt zu einer stattlichen Hit-Sammlung, deren größte Stärke die partiell überraschende Vielseitigkeit ist. Die wird, ungeachtet der produktionstechnischen Wucht und hymnischer Momente, mit „Rebels and Saints“ zwischen Rock und Metal eher entspannt eingeläutet; geschuldet bleibt das auch der dezent zurückgenommenen, in Summe aber auch diesmal tragenden Stimme von Jason Cruz.

In der Folge werden die prägnanten metallischen Einflüsse durch die punktiert unterschwellige Rückkehr zur Hardcore-Verwurzelung flankiert (siehe u. a. „Daggers“,  „Strange Notes“), während die melodischen, atmosphärisch weitschweifigeren Aspekte etwa bei „Ulysses“ oder den düster rockigen „Under the Western Sky“ „Disappearing City“ oder „Politics of Sleep“ zur Geltung kommen. Hinzu gesellen sich Punk-dominierte Songs mit Spät-Neunziger-Anklang, bei denen sich insbesondere die alten Fans wohlfühlen dürfen, vorrangig „Monuments“, das hymnisch-gefällige „White Girls“ oder „Hammer Down“. Bei „Demons“ schlagen die Kalifornier überdies in die experimentell unbequeme Kerbe der „The Element of Sonic Defiance“-EP (2000).

Dennoch lässt sich die Entwicklung von STRUNG OUT zurück zu komplexeren Strukturen bereits daran ermessen, dass lediglich vier der 13 Tracks auf „Songs of Armor and Devotion“ unter der Marke von drei Minuten bleiben. Bei aller Erhabenheit, aller Klasse und aller politischen Aufladung der Texte muss sich der Hörer trotzdem in den bunten, fein tarierten Stilmix einfinden. Auch dabei entfaltet längst nicht jede Nummer dieselbe durchschlagende Wirkung. Hat die Platte aber einmal ihre Fänge in die Gehörgänge geschlagen, möchte man sie garantiert nicht mehr missen. Den Weg des geringsten Widerstands, respektive das schlichte Einzahlen auf vergangene Erfolge, beschreitet der Klassiker mit diesem ungemein kraftvollen Spätwerk keineswegs. Bereits dafür ein fettes Dankeschön! 

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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