Start75 – Start75 (2023, Retter des Rock Records)

Ein Album, eine Herzensangelegenheit. Dabei ist es nicht so, als hätte Thorsten Voight als Gitarrist von DER DICKE POLIZIST (oder in späterer Kurzform: DDP) und BLENDEN nicht bereits in der Vergangenheit Musik geschaffen, die seinem Gefühlskosmos entsprochen hätte. Aber Band heißt eben immer auch Kompromiss und selbst wenn Voight mit START75 ebenfalls als Teil eines Kollektivs agiert, so sind die Songs des selbstbetitelten Debütalbums doch in der Hauptsache seine. Nicht zuletzt, weil sein Name auf dem Cover steht und zumindest auf den ersten Blick den Eindruck des Solokünstlers aufrechterhält.

Über zwölf Songs erzählt Voight kleine persönliche Geschichten, die musikalisch durch Indie-Rock, New Wave und natürlich Punk ausgestaltet werden. Dabei geht es u. a. um die Bedeutung der Musik und des Musikmachens in seinem Leben („Musik“), die Liebe („Küss mich“), den Tod – und den Einfluss – diverser Rock-, Pop- und Punk-Ikonen („TOD“, „Ziggy und Ich“), die Wandlung von Köln Ehrenfeld („Der Mann im roten Shirt“) oder alte Freunde („Pianoman“). Der Ton ist mitunter melancholisch, doch überwiegen die Lebensfreude und die positive Grundeinstellung. Nicht umsonst heißt es im eröffnenden „Jetzt“: „Ich freu mich auf jetzt. Ich freu mich auf immer.“

Der Abwechslungsreichtum der Platte wird u. a. von Klavier und Bläsern untermauert. Auch die Sprechgesangspassagen bei „Kälte“ oder das leidenschaftlich rockende „Aus Grau wird Weiß“, das in den ersten Sekunden an den RADIOHEAD-Klassiker „Creep“ erinnert, dürfen als Belege der Vielseitigkeit bemüht werden; die zweitgenannte Nummer obendrein als stellvertretender Anker der Eingängigkeit. Laut, so wie beim treibend punkig eingeleiteten „TOD“, wird es nur selten. Vielmehr präsentieren Voight und Band ein breites instrumentales sowie emotionales Spektrum. Genau so muss das sein, wenn Musik als Herzensangelegenheit begriffen wird.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

scroll to top