Ferien auf der Ratiofarm – Unser Mitgefühl kennt Grenzen (2023, DIY)

„Protestlieder brauchen halt kritische Zeilen…“ – ‘Mieser Plan‘

Wie weit sich die Grenzen des Punks dehnen lassen, hat Markus Wiebusch mit …BUT ALIVE bewiesen. Deren Albumvermächtnis („Hallo Endorphin“, 1999) darf gleich als Übergang zu KETTCAR verstanden werden. Das sehen offenkundig auch FERIEN AUF DER RATIOFARM so, deren Vier-Track-Debüt-EP „Unser Mitgefühl kennt Grenzen“ streckenweise derart scharf in die Kerbe zwischen den Wiebusch-Klassikern schlägt, dass es einen Moment dauert, den Verdacht der bloßen Kopie abzustreifen.

Der eröffnende Titeltrack macht es dahingehend nicht leicht. Auch des dezent entrückten, mitunter gesprochen wirkenden Gesangs wegen. Das kann fraglos stören, muss es aber nicht. Denn der von Schlagzeug und knarzendem Bass eingeläutete Indie-Rock geht gut ins Ohr und rechnet textlich mit der Abschottung Europas gegen Flüchtende ab. Der Punk wird beim folgenden 80-sekünder „Mieser Plan“ deutlich prominenter (und mit ansteckender Spielfreude) in den Vordergrund gerückt, während der Auftakt von „Pulsschlag des Vergebens“ gar den Grunge streift.

Damit wird die Distanz zu Wiebusch & Co. vergrößert; wobei ehrlicherweise angemerkt werden muss, dass es kaum bessere Inspirationsquellen als die obengenannten gibt. Das zeigt auch der Schlussbeitrag, „Landung auf Planet Ego“, der in Sachen melodischer Eingängigkeit ebenso punktet wie beim Refrain. Damit bleibt die Nummer auf der EP in guter Gesellschaft – und beugt den Punk in eine zwar bekannte, darüber aber nicht weniger willkommene Richtung. Auf diesen Erstling lässt sich fraglos aufsetzen!

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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