Der Punk und die Cover-Versionen; eine Liaison, die oft blendend funktioniert. Warum auch nicht? Immerhin können auf dem Rücken populärer Künstler selbst unbekannte Bands von ihrer Partytauglichkeit überzeugen. Ihre Hochzeit erreichte die Eigeninterpretationswut im Punk in den späten 90ern, als etwa „Punk Chartbusters“ das Konzept zur Sampler-Reihe beförderte. Wer als Band etwas auf sich hielt, kleidete (vorzugsweise) Pop-Hits ins Drei-Akkorde-Vollgas-Gewand. Den Fat-Wreck-Allstars ME FIRST AND THE GIMME GIMMES dient das Konzept gar bis heute als Basis ihres Schaffens.
Andere begnügten sich mit vereinzelten, die eigenen Werke abrundenden Cover-Ergüssen – eines der schmissigsten ist immer noch die „Tainted Love“-Variante von SHADES APART – oder themenbezogene Outputs (siehe etwa NEW FOUND GLORY und ihre „From the Screen to Your Stereo“-Trilogie). So auch SKIN OF TEARS, die zwischen ihren Vitaminepillen-Langspielern „Out of Line“ (2001) und „Ass It Is“ (2004) die Cover-Platte „After Eighties“ einschoben. Dabei präsentierte das Trio neben dem aus der „Up the Cups“-Session stammenden „Marliese“ (im Original von FISCHER Z) acht (eher sieben) frisch eingespielte Punk-Varianten; natürlich vorzugsweise ausgerichtet an Pop-Evergreens der 80er.
Der Auftakt gehört allerdings einem absurden „Spaceballs“-Dialog, ehe der FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD-Klassiker „Power of Love“ (nicht zu verwechseln mit dem flockigen HUEY LEWIS & THE NEWS-Hit gleichen Namens) durch die Punk-Zentrifuge gejagt wird. Allerdings beladen SKIN OF TEARS das Original mit Reggae- und Dub-Sounds, so dass diese etwas schwergängige Variante besser irgendwo in der Mitte der Platte aufgehoben wäre. Dass es flotter – und im Sinne des Punks geradliniger – geht, belegen in der Folge „Time After Time“ (Cyndi Lauper), „Suburbia“ (PET SHOP BOYS), das ska-punkige „Down Under“ (MEN AT WORK) oder „Boys of Summer“ (Long Don Henley); wobei letztgenannte Nummer nicht der Version des Debütalbums „Shit Happens“ (1995) entspricht.
Mit dem Reggae-Surf-Mix von Eddie Grants „I Don’t Wanna Dance“ beschreiten die Wermelskirchener nicht allein ungewohntere Wege, sondern erinnern dabei auch dezent an die frühen MAD CADDIES – definitiv eines der Highlights der Scheibe! Auch das bereits im Original schräge „Danger Is“, ein englischer Beitrag von Rio Reisers TRIO, gibt sich weniger vorhersehbar. Der Schlussakt „Love Is a Battlefield“ (Pat Benatar), übrigens der einzige Beitrag, der im (mit herrlichen Kurzbeschreibungen der einzelnen Tracks versehenen) Booklet ohne zeitliche Einordnung der Aufnahme auskommen muss, sorgt dann mit Wummer-Bass und einer Dosis Rotz für gefälligen Anti-Pop. In dieser Manier hätten SKIN OF TEARS gern mehr Beiträge interpretieren dürfen. An Unterhaltungswert, da kann von Punk-Covern gehalten werden, was will, mangelt es „After Eighties“ trotzdem nicht.
Wertung: (6,5 / 10)