Shank (GB 2010)

shankViel Aufmerksamkeit möchte derzeit der britische Gang-Film „Shank“ erregen. Vergleiche mit „Clockwork Orange“ werden gezogen, von einem der besten britischen Filme des Jahres ist die Rede. Aus Marketingsicht mag man das unterstreichen, wobei dies den Eindruck, den das Regiedebüt von Mo Ali nach anderthalb Stunden hinterlässt, nicht im Ansatz trifft.

Wir schreiben das Jahr 2015. Der Staat selbst hat nur noch wenig zu sagen, stattdessen wurde jegliches soziale Engagement in die Hände der Wirtschaft gelegt. Dies führte zu verkommenen, verwahrlosten Vierteln, in denen Jugendbanden einzig um das tägliche Brot kämpfen. Zu ihnen gehört auch Junior (Kedar Williams-Stirling), dessen Bruder Rager (Ashley Bashy Thomas) die Paper Chaserz anführt. Als sie einen weiteren Raub durchführen, werden sie von einer zahlenmäßig überlegenden Gang gestellt. Bei der Flucht wird Junior von seinen Kumpels getrennt und von einigen Kontrahenten festgesetzt. Sein Bruder kommt ihm zu Hilfe, wird jedoch von hinten erstochen. Junior sinnt auf Rache.

Das Tätigkeitsfeld von Regisseur Mo Ali beschränkte sich im Vorfeld vor allem auf mehrere Dutzend Video-Clips diverser HipHop-Musiker, was man seinem Spielfilmdebüt in Punkto Optik und Inszenierung jederzeit ansieht. In ähnlicher Manier scheint der junge Brite auch an „Shank“ herangegangen zu sein. Die Optik steht über allem, dicht gefolgt von einem dicken Soundtrack aus HipHop und Elektro. Eine schlüssige Handlung oder glaubwürdige Figuren gehen dem Film dagegen komplett ab. Ein paar einleitende Worte aus dem Off oder Kurvendiagramme zur Illustration der gegenwärtigen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung müssen reichen. Ansonsten sinnieren ein paar Jungs inmitten trostloser Straßenzüge über Rache und Sex.

Die Rachegeschichte ist so spannungsarm inszeniert wie sie belanglos ist. Zusammenhänge zwischen den einzelnen Gruppen interessieren wenig, doch auch die Action kommt deutlich zu kurz. Ein schnell geschnittener und somit nur angedeuteter Hundekampf ist noch das Highlight, von Straßenschlachten verfeindeter Gangs ist „Shank“ meilenweit entfernt. Da der Film inhaltlich nichts zu bieten hat, setzt Ali komplett auf Schauwerte. Hektische Schnitte, gekünstelte Farben, unzählige Zeitlupen. Dazu Videospiel-Sequenzen im Drogenrausch. Zum vorgegaukelten Dreck der Straße und der Ausweglosigkeit der Protagonisten passt die Verpackung zu keiner Sekunde. Das Ende kommt abrupt, hat dann aber wenigstens den Abspann zur Folge. Optisch mag „Shank“ auf der Höhe der Zeit liegen und die Zielgruppe darf sich heimisch fühlen, daneben allerdings hat der Film bis auf Langeweile herzlich wenig zu bieten.

Wertung: 3 out of 10 stars (3 / 10)

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