Scream Blacula Scream – Der Schrei des Todes (USA 1973)

„You shall soon know my eternal agony.“ – Blacula

Was tun, wenn sich die vampirische Hauptfigur am Ende des ersten Kinoeinsatzes in Rauch aufgelöst hat? Natürlich fadenscheinige Gründe für eine Rückkehr finden! So kam es, dass Blaxploitation-Blutsauger „Blacula“ ein schlappes Jahr nach seiner Vernichtung Wiederauferstehung feierte. Was Produzent Samuel Z. Arkoff („Food of the Gods“) dabei fertigen ließ, reicht jedoch nur schwerlich über das Prädikat „Uninspiriert“ hinaus. Da hilft wenig, dass Hauptdarsteller William Marshall („Twilights Last Gleaming“) eine neuerlich bemüht erhabene Performance bietet und die kommende Leinwand-Ikone Pam Grier („Foxy Brown“) an seiner Seite in tragender Rolle erscheint.

Zunächst blickt „Count Yorga“-Regisseur Bob Kelljan jedoch auf die Voodoo-Szene von New Orleans (gedreht wurde nur zu offensichtlich in Los Angeles), wo sich der eitle Willis (Richard Lawson, „Poltergeist“) als legitimer Nachfolger seiner verstorbenen Mutter, ihres Zeichens Matriarchin des quasi-religiösen Ritualzirkels, wähnt. Nur betrachtet die Gemeinde einhellig Findelkind Lisa (Grier) als adäquate Nachfolgerin. Der gedemütigte Willis sinnt auf Rache und erhält den Schlüssel von einem schratig glubschenden Voodoo-Priester in Obdachlosen-Verkleidung, der unter dem Bodenstaub eine Metallkiste mit den Gebeinen von Vampirfürst Mamuwalde hütet.

Eine Oben-Ohne-Beschwörung später ist der tote Untote zu neuem Leben erweckt. Zum Dank wird Willis gleich selbst in einen Blutsauger verwandelt und wundert sich, herausgeputzt wie er ist, dass er kein Spiegelbild mehr wirft. Dafür aber einen Schatten, was bei der teils üppigen Ausleuchtung nicht weiter verwundern darf. Dabei offenbart der Vorlauf bereits ein eklatantes Problem von „Scream Blacula Scream“ (deutscher Titel: „Der Schrei des Todes“): Die Erzählung kommt bestenfalls schleppend in Gang. Dafür werden heuer schräge Grimassen aufgesetzt – und Schreie ausgestoßen. Allein die Kreischtiraden von Elaine-Darstellerin Barbara Rhoades („Die Chorknaben“), die im Angesicht der Langzähne Mamuwalde und Willis glatt in Ohnmacht fällt, sind ein Brüller oberster Schund-Güteklasse.  

„You mean to tell me I ain‘t never gonna see my face again? Look, man, I don’t mind being a vampire and all that shit, but this really ain’t hip. I mean, a man has got to see his face!“ – Willis 

Drollig wird es aber auch beim Make-Up und den Effekten: Um die Verwandlung in Blacula optisch zu betonen, wurde Marshall Kunsthaar ins Gesicht geklebt, das auf beiden Gesichtshälften von der Wange bis zur Nasenwurzel reicht und über die Anmutung verrutschter Koteletten verfügt. Technisch antiquiert erscheinen zudem die Morphing-Tricks bei der Verwandlung in eine Fledermaus; immerhin bewegt sich das ins Bild kopierte Exemplar der Erzählung entsprechend phlegmatisch durchs nächtliche Großstadtgetümmel. In dem reißt der Nachtalb verschiedene Opfer, die so monoton wie blutarm attackiert werden. Doch es gibt auch Sehenswertes: Wenn Mamuwalde nach gestilltem Blutdurst mit glasigen Augen zu lächeln beginnt wie ein Junkie nach dem Schuss, arbeitet Marshall den unbändigen Trieb seines Monsters überzeugend heraus.

Mit Lisas Hilfe will der Vampir jedoch zu seiner menschlichen Form zurückfinden. Tatsächlich erklärt sie sich bereit, den erforderlichen Beistand zu leisten. Allerdings schlaut sich ihr Geliebter, der Ex-Polizist Justin (Don Mitchell, „Der Chef“), über Okkultismus auf (Augen auf bei der Quellensuche: im Bibliotheksregal findet sich u. a. gleich mehrfach der Einband „The Erotic Revolution“) und gewinnt letztlich den ermittelnden Lieutenant Harley (Michael Conrad, „Polizeirevier Hill Street“) dafür, seine Beamten bei der Erstürmung von Willis‘ Domizil mit Holzpflöcken auszustatten. Das führt zu Gerangel mit Mamuwaldes untoter Gefolgschaft, hält die ermüdeten Augenlider aber bestenfalls beim tragisch behauchten Finale oben, das den Vampir zugleich als Täter und Opfer figuriert.

Die Aneignung gängiger Genre-Schemata nach Blaxploitation-Bauart führte im Original, wie es heißt nach Forderung Marshalls, zum politischen Bezug Richtung Sklaverei. Bei der Fortsetzung wird dieser zur nicht minder losen Fußnote, wenn Blacula zwei Zuhälter aufmischt und ihnen zuraunt: „You’ve made a slave of your sister. You’re still slaves, imitating your slave masters!“ Auch das zeigt, welche Möglichkeiten dem Stoff innegewohnt hätten. So aber bleibt es bei trashig veranlagtem Horror-Humbug, dem Marshalls tragende Präsenz einfach nicht genügt, um den eklatanten Mangel an Spannung und Erzähldynamik abzufedern. Im 1980 veröffentlichten Buch „The Golden Turkey Awards“ (von Harry und Michael Medved) wird „Scream Blacula Scream“ zum „Worst Blaxploitation Movie Ever Made“ gestempelt. Gemessen an der „Güte“ des ebenfalls nominierten „Blackenstein“ (1973) – eine weitere Arkoff-Produktion – erscheint diese Entscheidung jedoch arg fragwürdig.      

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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