In den vergangenen Jahren hat sich Will Ferrell vor allem als einer von Hollywoods fleißigsten Komödianten etabliert. Auch wenn das Niveau dabei manchmal gehörig auf der Strecke blieb und man andere Schauspieler für derartige Filme verflucht hätte, so kann man einem Will Ferrell irgendwie nicht böse sein. Strahlt dieser Mann doch vor allem eine unglaubliche Sympathie aus. Was aber passiert, wenn Ferrell mal nicht auf niedrigerem Niveau kalauert, sondern einen ernsthafteren Charakter spielt, zeigt Marc Forsters „Schräger als Fiktion“.
Harold Cricks (Will Ferrell) Leben ist durchorganisiert, voller Langeweile und sich stetig wiederholender Gepflogenheiten. Der einsam lebende Steuerprüfer hat sein gesamtes Leben geplant, von der Anzahl der Schritte morgens zum Bus bis hin zur Anzahl der Kreisbewegungen beim Zähneputzen. Von jetzt auf gleich ändert sich aber einiges in seinem Leben, nachdem eine ihm unbekannte Stimme sein Leben kommentiert und scheinbar jeden einzelnen Schritt verfolgt. Verzweifelt gelangt er auf Umwegen an den Literatur-Dozenten Dr. Jules Hilbert (Dustin Hoffmann), der schnell bemerkt, dass Harolds Leben sich entweder als Tragödie oder Komödie entwickeln wird. Tatsächlich gehört die Stimme der Autorin Karen Eifel (Emma Thompson), die derzeit ein Buch über das Leben eines Harold Crick schreibt und so Einfluss auf dessen tatsächliches Leben nimmt. Dem noch nicht genug, verliebt sich Harold während einer Steuerprüfung in die aufgeweckte Bäckerin Ana (Maggie Gyllenhaal), die das genaue Gegenteil von Harold ist.
„Schräger als Fiktion“ ist einer dieser kleinen Filme, die man nur in sein Herz schließen kann. Die Erzählung verläuft mal nicht nach gängigen Mustern, die Figuren versprühen Charme und Wärme, statt abgedroschener Verhaltensmuster. Filmemacher Marc Forster war bislang ein Garant für Abwechslung, stetig sprang der Schweizer zwischen den Genres hin und her. Bloß nicht festlegen lassen. „Monster’s Ball“ brachte Halle Berry einen Oscar, nicht minder gut kam „Wenn Träume fliegen lernen“ an. Der Thriller „Stay“ ging hierzulande als Direct-to-Video Veröffentlichung etwas unter. Nun also die tragische Komödie „Stranger Than Fiction“.
Ein Garant des Gelingens ist die leichte Art der Inszenierung. Forster inszeniert seinen Film nicht als inhaltsschwere Kost, sondern findet die Balance zwischen Unterhaltung und Anspruch. Zwar ist der Aufbau der Erzählung nicht unbedingt neu, dennoch aber weit genug von der Norm entfernt. Dem Zuschauer wird nicht alles bis ins kleinste Detail vorgekaut. Überzeugend vor allem auch der Cast. Dass er auch in leisen Momenten bestehen kann und nicht immer albern sein muss, beweist Will Ferrell („Anchorman“) eindrucksvoll. Die stets sympathische Maggie Gyllenhall („Donnie Darko“) hingegen lässt jede Schönheit von der Stange á la Alba und Biel blass aussehen, optisch wie charismatisch. Vom Talent her ganz zu schweigen. Gestandene Profis wie Dustin Hoffmann („Tootsie“) als kauziger Literaturprofessor oder Emma Thomson („Sinn & Sinnlichkeit“) als krisengebeutelte Autorin ergänzen die Hauptdarsteller famos. Auch Queen Latifah („Set If Off“) etabliert sich mehr und mehr als achtbare Nebendarstellerin.
Das Drehbuch von Zach Helm setzt Regisseur Marc Forster witzig, pointenreich und manchmal auch tragisch um. Das Ende mag vielleicht etwas angepasst wirken, dennoch kann dies dem durchweg sympathischen Eindruck des Films nicht schaden. Tolle Schauspieler, ein intelligentes Drehbuch, Witz und Tragik, „Schräger als Fiktion“ hat alles davon.
Wertung: (8 / 10)