„You think it’s the living who have the ultimate judgment over you, because the dead have no claim over your soul. But you may be mistaken.” – Ruht, aber nicht in Frieden: Jigsaw
Jigsaw ist tot. Das Morden jedoch geht unvermindert weiter. Als Vigilant trat Detective Hoffman (Costas Mandylor) in die Fußstapfen jenes Killers, der seinen Opfern auf pervertierte Weise moralische Verfehlungen vor Augen führte. Überleben heißt Leiden. Nur wer bereit ist die Verstümmelung des eigenen Körpers in Kauf zu nehmen, kann den perfiden Apparaturen und Psychospielen des Henkers entrinnen. So geht es immer weiter und weiter, ohne dass die Macher dieser unendlichen Geschichte von Folter und Pein neue Impulse setzen könnten. Erweitert wird lediglich der Kreis der Täter. Und die Zahl der Opfer.
Neben Hoffman führt Jill (Betsy Russell), die Gattin jenes vom Krebs zerfressenen John Kramer (Tobin Bell), der unter dem Pseudonym Jigsaw für Gerechtigkeit nach eigenem Ermessen sorgte, sein Vermächtnis fort. Der Reihe blieb er auch nach seinem Ableben im dritten Aufguss erhalten und führt in Rückblenden alte oder neu aufgeworfene Handlungsstränge zusammen. Das garantiert einen zumindest hauchdünnen roten Faden, der von der mittlerweile arg ausgelutschten Formel grausamer Prüfungen aber längst nicht mehr abweichen kann. Übrig bleibt lediglich die Sublimierung der Perversion zum Zwecke der Unterhaltung.
Die Serie profitiert von der Diskussion um die Zumutbarkeit graphischer Gewalt. Meldungen wie die, dass „Saw VI“ in Spanien lediglich in Pornokinos gezeigt werden soll, treiben den Kreislauf an Explikation und Neugier unaufhaltsam an. Nicht umsonst werden derlei Filme gern als Folter-Pornos verunglimpft. Dabei ist das jüngste Sequel, bei dem sich mit Kevin Greutert mittlerweile der Cutter sämtlicher Vorgängerteile als Regisseur hervortun darf, nicht einmal der heftigste. Doch steht der Splatter auch diesmal im Zentrum, wenn Menschen an Stacheldraht aufgeknüpft oder mit der Schrotflinte auf einem rotierenden Karussell in Stücke geschossen werden.
Der brutalen Läuterung hat sich diesmal Manager William (Peter Outerbridge, „Land of the Dead“) zu stellen, der einer Krankenversicherung Geld spart, indem er Bedürftigen den finanziellen Beistand verweigert. In Jigsaws Marterhöhle wird er buchstäblich zum Herren über Leben und Tod. Inzwischen wird die Luft auch für Hoffmann immer dünner, der den Verdacht der Mittäterschaft nicht länger auf den zu Mus zerquetschten Kollegen Strahm (Scott Patterson) abwälzen kann. Spannend ist das längst nicht mehr. Eher ermüdend. Doch so lange die günstig produzierte Folter-Saga noch Gewinn abwirft, wird das Sterben weitergehen. Wobei diese orgiastische Körperschändung immerhin noch als Argument für eine Reformation des US-Gesundheitssystems verstanden werden darf.
Wertung: (4 / 10)