Die Säge kreist wieder. Oder immer noch. Dabei wird die „Saw“-Reihe mehr und mehr zum Inbegriff der Kommerzialisierung des Horrorfilms. Beim vierten Aufguss interessiert die Handlung längst nicht mehr. Es geht um die Faszination der Gewalt, der zerschundenen Körper, der perfiden Mordmaschinen. Konzeptionell bedarf das keiner Abwandlung. Zwar ist der belesene Killer Jigsaw (Tobin Bell, „Boiling Point“) am Ende von Teil drei ums Leben gekommen, für einen blutigen Nachschlag hat er dennoch gesorgt. Spannung resultiert daraus keine. Dafür nähert sich die Serie endgültig fragwürdiger Gewalt-Pornographie an.
Zum Auftakt wird Jigsaws Leiche obduziert. Natürlich in Großaufnahme. Die Kopfhaut wird ihm übers Gesicht gezogen, der Schädel geöffnet, das Hirn entnommen. Dann ist der Brustkorb dran. Erst der Mageninhalt gibt Rätsel auf. Denn darin findet sich ein in Wachs eingeschlossenes Tonband. Und das verheißt der quälenden Marter selbstredend kein vorzeitiges Ende. Die Erzählung versucht dem eingerosteten Schema in (unnötig) verschachtelten Rückblicken entgegenzuwirken. Dabei wird auch das platte Motiv des verstorbenen Foltermeisters beleuchtet.
Nachdem die Polizei die noch fehlenden Leichen aus dem Vorgänger eingesammelt hat, wird auch das Schicksal von Detective Eric Mathews (Donnie Wahlberg, „Dead Silence“) enthüllt. Denn der ist mitnichten tot, sondern wartet als Geisel des Killerkonglomerats auf Erlösung. Die soll er bekommen, auf einem schmelzenden Eisblock stehend, den Kopf in einer eisernen Schlinge. Kollege Rigg (Lyriq Bent, „Skinwalkers“), bei dem die Jagd auf den Serientäter zur Obsession geworden ist, naht zur Rettung, ist jedoch selbst Teil des diabolischen Spiels. Bis zum Ziel seiner Odyssee gibt es demnach einige Verluste zu beklagen.
Der ultrabrutale „Hilfe zur Selbsthilfe“-Horror ist ein schwer verdaulicher Happen an Blut und Eingeweiden. Die Spielszenen sind belanglos, die Darstellerriege nur Mittel zum drastischen Zweck. Formal hält Regisseur Darren Lynn Bousman, der für die (bislang) zwei weiteren Fortsetzungen nicht mehr zur Verfügung stehen wird, die Qualität der Saga. Nur ist das Thema mit „Saw IV“ endgültig in den Bereich purer Geldmacherei abgedriftet. Die voyeuristischen Massen, die sich von „Hostel“ und Co. an immer krasseren Gemetzeln ergötzen, wird es freuen. Nur mit Unterhaltung hat das immer weniger zu tun.
Wertung: (4 / 10)