„Stirb langsam“ einmal anders. Im buchstäblichen Sinne. Jigsaw (Tobin Bell, „In the Line of Fire“) ist der Kinopsychopath mit dem makabren Spieltrieb. Aber seine Zeit läuft ab. Der Tumor in seinem Kopf tötet ihn. Vor dem unausweichlichen Ende will er einen letzten perfiden Test menschlicher Willenskraft in die Tat umsetzen. Seine Assistentin Amanda (Shawnee Smith, „Breakfast of Champions“) entführt die junge Chirurgin Lynn (Bahar Soomekh, „L.A. Crash“). Sie soll ihn am Leben erhalten. Um ihre Hilfe zu garantieren, trägt sie einen Sprengkragen, der an den Puls des Mörders gekoppelt ist. Bleibt sein Herz stehen explodiert ihr Kopf.
Daneben ist auch Familienvater Jeff (Angus Macfadyen, „Equilibrium“) in der Gewalt des Duos. Seit dem Unfalltod des Sohnes wird er von Rachegelüsten getrieben. Seine Ehe ist dem Scheitern nahe, die Tochter vernachlässigt. Nun trifft er in einem Labyrinth aus Gängen und Räumen auf Menschen, die mit dem tragischen Ableben seines Kindes verbunden sind. Sie alle sind in die mechanischen Folterinstrumente Jigsaws eingespannt. Jeff hat die Wahl. Er kann ihnen zu Hilfe eilen oder sie ihrem Schicksal überlassen. Wie er sich auch entscheidet, am Ende wird er dem Mann gegenüberstehen, der seinen Sohn überfuhr.
James Wan und Leigh Whannell sind die kreativen Köpfe hinter dem Überraschungserfolg „Saw“. Auch für Teil drei schrieben sie das Drehbuch. Regie führte wie bei der ersten Fortsetzung Darren Lynn Bousmann („Identity Lost“). Das eingespielte Team knüpft nahtlos an den Vorgänger an. Dessen Ende bedeutete das Verschwinden von Jigsaw – und das Verschwinden des Polizisten Matthews (Donnie Wahlberg, „Dreamcatcher“). Mit ihm beginnt der Film. Angekettet in seinem dunklen Verlies sucht er verzweifelt nach einem Ausweg. Und der führt, wie im Original, nur über die Verstümmelung des eigenen Körpers.
Hollywood lässt seit Jahren den fragwürdigen Trend sich überbietender Gewaltdarstellung erkennen. In immer kürzeren Abständen werden Filme auf die Leinwand gebracht, deren Explikation physischer Grausamkeit den Rahmen des Zumutbaren sprengen. „Saw III“ ist da keine Ausnahme. Die Anfangsphase setzt sich aus deftigem Aderlass zusammen. Nach Matthews ist es ein ehemaliger Knacki, der sich von Ketten befreit. Diese sind in seinem Körper befestigt. Kurz darauf zerreißt es Ermittlerin Kerry (Dina Meyer, „Starship Troopers“) den Brustkorb. Mit der Handlung hat das alles nichts zu tun. Es schließt nur Kreise innerhalb der Trilogie.
Die relative Inhaltslosigkeit schlägt sich auch in der mangelnden psychologischer Tiefe wider. Nur zweitrangig geht es den Machern um glaubhafte Charaktere und deren Entwicklung. Rückblenden sollen Komplexität schaffen und Licht ins Dunkel bringen. Doch ist das nur ein Vorwand, um die Konstruktion der Geschichte auf ihre bereinigende Zielgerade zu führen. Spannung schafft das allemal, wenn diese auch meist aus der Schärfe des Augenblicks resultiert. Die Schauwerte bleiben dem Splatter vorbehalten. Am deutlichsten zeigt das die Operation am offenen Schädel, wenn sich der Bohrer in den Knochen senkt und die Säge das Gehirn freilegt. Für zartbesaitete Zuschauer ist diese Spielart moderner Exploitation ungeeignet. Zumindest dahingehend bedeutet „Saw III“ eine Steigerung zu den Vorgängern.
Wertung: (5 / 10)