Als Hollywood-Visionär galt James Cameron („Terminator“) lange bevor er den 3D-Film mit dem naiven Science-Fiction-Abenteuer „Avatar“ revolutionierte. Unter ihm wurde Kino wieder zum visuellen Spektakel, dessen Erlebnisspielraum sämtliche Schwächen von Drehbuch und Erzählung beiseite wischte. Davon profitieren sollte das von Cameron produzierte Taucher-Drama „Sanctum“, in dem Aliester Grierson („Kokoda“) die Erlebnisse des als Co-Autor und Co-Produzent fungierenden Andrew Wight verarbeitete. Nur können faszinierende Bilderwelten die inhaltlichen Versäumnisse einmal mehr kaum vergessen machen.
Frank McGuire (Richard Roxburgh, „Van Helsing“) ist als Höhlentaucher und Entdecker eine Legende. Bei Tageslicht betrachtet erweist sich der moderne Columbus, wie ihn Kollegen voller Ehrfurcht nennen, aber als unliebsamer Einzelgänger. Finanziert vom risikofreudigen Milliardär Carl Hurley (Ioan Gruffudd, „Fantastic Four“) will Frank die zum Teil unerforschten Esa’ala-Höhlen Papua-Neuguineas erschließen und als erster Mensch ihren direkten Zugang zum Meer aufspüren. Ungemach droht aber nicht nur ob der Beteiligung seines entfremdeten Sohnes Josh (Rhys Wakefield, „Broken Hill“), sondern allen voran wegen eines aufziehenden Tropensturmes.
Wight, der mit Cameron bereits bei den 3D-Tauchfahrten „Bismarck“, „Die Geister der Titanic“ und „Aliens der Meere“ zusammenarbeitete, wurde bei einer Unterwasser-Expedition Ende der achtziger Jahre mit seinem Team in einem Höhlensystem eingeschlossen. Rechtfertigen lässt sich damit der einleitende Bezug zu wahren Begebenheiten. Nur kam damals niemand ums Leben. Für ein spannungsbetontes Hollywood-Drama aber ist das keine Option. Also müssen die Figuren, allesamt dem Baukasten für Katastrophenfilmklischees entsprungen, der Reihe nach abstürzen, ertrinken oder sich im zunehmenden Wahnsinn gegenseitig an die Gurgel gehen.
Im Zentrum aber steht der Vater-Sohn-Konflikt, der über Strenge und Rebellion derart formelhaft breitgetreten wird, dass die schlussendliche Versöhnung im Angesicht des Todes zur emotional überdimensionierten Trivialität verkommt. Regisseur Grierson gelingt es nur im Anlauf, mit der optischen Faszination der Naturkulissen den Atem stocken zu lassen. Spätestens wenn die Elemente zum Feind der Eingeschlossenen werden und die Enge düsterer Höhlen klaustrophobischen Thrill forciert, folgt die dramaturgische Eskalation einer Blaupause, die abseits passabler Actionszenarien und stimmungsvoller Bilder nicht mehr zu bieten hat als akute Beliebigkeit. Vom Namen Cameron sollte man sich also nicht täuschen lassen.
Wertung: (5 / 10)