Die Geschichte von RUN, MELOS! ist ein Zeugnis des Selbermachens. Es handelt von beflissenen Individuen, die sich unter der Prämisse versammeln, gemeinsam Musik zu kreieren. Der Weg ist dabei wichtiger als das Ziel. Hauptsache machen. Nach einigen Demos und EPs ist „It Gets Easier“ der erste Langspieler des Gespanns aus dem Umland von Hannover. Besetzungswechsel bedeuteten in der Vergangenheit immer wieder Zwangspausen. Am grundlegenden Sound änderten sie wenig.
Im Kern spielen die zwei Mädels und drei Jungs (noch immer) Pop-Punk. Die punktierten Abstecher gen Indie-Rock weisen zudem deutlich in Richtung Emo. Das bedient wohligen Anachronismus. Immerhin sind beide Genres mittlerweile ein bisschen aus der Zeit gefallen. Aber genau darum geht es: Musik zu spielen, die aus dem Herzen spricht, und nicht möglichst großen Anklang erzeugt. Gerade der letztgenannte Aspekt war bislang nicht zwingend mit dem Namen RUN, MELOS! verbunden. „It Gets Easier“ sollte das ändern. Denn um es vorwegzunehmen: Die Platte ist ein Knaller!
Der professionell arrangierte Klang kündet noch immer vom angestammten DIY-Metier. Zweifelsfrei könnte das Album glatter klingen. Tut es aber nicht. Glücklicherweise. Bei RUN, MELOS! muss eben nicht jeder Ton perfekt sitzen, um die Gehörgänge zu erobern. Das gilt für die Instrumente wie gleichwohl den mittlerweile nahezu ganzheitlich weiblichen Gesang. Melodie ist dabei oberstes Gebot. Dabei geht es in der Hauptsache überraschend flott zu. Der Schaden von erstklassigen Hits wie „Bear Island“, dem mit Schrei-Chören versehenen „4 Out of 5 Dentists Literally Can’t Even“, „Home Sweet House“ oder „World Ender“ soll es wahrlich nicht sein.
Dass der popkulturelle Zitatefundus bei der Betitelung der zehn Nummern zwischen „Simpsons“ und „Dark Souls“ einmal mehr üppig ausfällt, sollte keineswegs verwundern. Mehr schon, dass die Niedersachsen in Sachen Singalongs und buttrigen Refrains gegenüber ihren zweifelsfrei gefälligen Vorgänger-EPs mehr als nur eine Schippe draufgelegt haben. Es bleibt also zu hoffen, dass die Mühen des Selbermachens nachhaltig belohnt werden. Ob es die Urhebenden nun unbedingt darauf anlegen, oder nicht.
Wertung: (8 / 10)