Niemand: Wie unterhaltsam kann eine Platte sein?
OXMO: Ja!
Es ist wie so eine „Halt mein Bier!“-Geschichte, bei der es darum geht, möglichst übertriebene Herausforderungen zu unterstreichen. Nun ist das zweite OXMO-Musikwerk, „Wer willst du sein?“, aber keine Challenge, sondern der Beleg für den originellen Blick über den Tellerrand. Oder besser: ganz schön viele Tellerränder. Denn das Kollektiv aus Konstanz fusioniert Rap, Ska, Punk und Rock zu einem wilden Mix, der abseits des Party-Charakters keinesfalls die Message vernachlässigt.
Dafür steht – neben der Autokraten-Ode „Kim Jongs Jungs“ – insbesondere „Der N.“, das sich neben AfD-Bashing auch mit der Definition des Begriffs Nazi auseinandersetzt. Ein zentraler Aspekt ist der Wortwitz, der immer tanzbare Kracher wie „Prince of the Senseo“, „Eskapismus“, „In den Straßen von New Ravensborough“, „Pressetext“, „Das Leben eines Künstlers“ oder „Lass die Socken an“ auch beim wiederholten Durchlauf zum echten Erlebnis macht. Dabei erscheint egal, ob nun notorische Tagträumereien, eine Noir-Polizeigeschichte, die Frage nach der ultimativen Band-Selbstbeweihräucherung, die selbstreflexive Betrachtung des brotlosen Kunstschaffenden oder die Veränderung des Umgangs mit Sex im Mittelpunkt der Betrachtung steht.
So viel Vergnügen OXMO auch bereiten (man beachte auch das herrlich absurde, an die AQUABATS erinnernde „eSKApismus“), dass sie überdies Denkanstöße servieren, macht „Wer willst du sein?“ zum echten Geheimtipp. Den perfekten Schlusspunkt der Platte markiert übrigens die Polit-Ballade „Benzin“. Nur ist mit der längst nicht Schluss, was der fragmentarischen Dub-Version von „Das Leben eines Künstlers“ noch zwei Bonus-Tracks folgen lässt. Es bleibt eben eine Platte, die den Eigensinn feiert, als gäbe es kein Morgen mehr. Und das ist verdammt gut so!
Wertung: (8 / 10)