Büchse – Tumulte (2021, Bakraufarfita Records/Broken Silence)

„Punk ist das, was du draus machst.“ – ‘Punk’s Not Set‘

Punk hat viele Gesichter. Bei manchen sind die Furchen über die Jahre immer tiefer geworden, während andere im Glanz der Öffentlichkeit vornehmlich geliftet erstrahlen. Bei anderen ist es nicht einmal das Antlitz selbst, sondern die dahinter stehende Attitüde. BÜCHSE sind so ein Beispiel. Das Trierer Trio bricht aus dem gängigen Genre-Konzept rigoros aus und präsentiert auf seinem Albumerstling „Tumulte“ zweistimmigen Hip-Hop (oder Rap) mit Stromgitarre. Und Drum-Computer. Und Synthesizer. Der Titel trifft den sprichwörtlichen Nagel damit zentral aufs Haupt.

Die Scheibe bietet einen Rundumschlag durch ausgewählte Reizthemen der Gegenwart. Dazu zählen Arbeitswut („Pappkameraden“), der Polizeiapparat („Ihrwisstwasichmeine“) und die Bedeutungslosigkeit von Tatsachen im öffentlichen Diskurs („Fakten im System“). An Gründen zur Beschwerde mangelt es naturgemäß nicht, was BÜCHSE zwischen Sprech- und punktiertem Klargesang in deutlichen Worten über die Lippen geht. Der Sound verbleibt in sympathischen Lo-Fi-Gefilden und bringt mit Indie-Gitarre und vereinzelt poppigen Refrains (für beides siehe „Prognose negativ“) ausreichend Abwechslung ein, um stilistischer Überschaubarkeit eine lange Nase zu drehen.

Obendrauf setzt es Zitate von RAGE AGAINST THE MACHINE („Milgrams Gedächtnis“) und SLIME („Pappkameraden“). Um Parolen machen die selbsternannten Punk-Rapper daneben aber einen erfreulich weiten Bogen. Der Entdeckungsspielraum bleibt dank stattlicher Hits des Kalibers „Tartanhose“, „Plastikruinen“ – mit Gast-Vokalist Jörkk Mechenbier (LOVE A) – oder „Blut-T-Shirt“ gesteigert. Punk hat eben viele Gesichter. Das von BÜCHSE steht ihm fraglos prima.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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