Megavier – Megavier (1994, Epic)

megavier-megavierAls der Crossover Anfang der Neunziger die Republik überrollte, sorgte die Achse Stuttgart-Frankfurt für Furore. DIE FANTASTISCHEN VIER, die den deutschsprachigen Hip Hop quasi erfanden, nutzten ihre Popularität für ein Spaßprojekt mit der hessischen Metal-Band MEGALOMANIAX. Von diesen hatte man im Vorfeld der Kreativkooperation kaum Kenntnis genommen. Das blieb auch im Anschluss so. Trotzdem hält die Erinnerung diesen leider wenig, mit knapp 80.000 verkauften Platten aber immer noch ansprechend erfolgreichen und bedauerlicherweise einzigartigen Ausflug in den geschmacklichen Grenzbereich am Leben.

Die Besonderheit liegt in der Adaption der in dieser Phase – die Veröffentlichung des dritten Albums „Die vierte Dimension“ lag nur unweit zurück – größten Hits der Schwaben. Solche wie „Die da“ oder „Tag am Meer“, umfunktioniert zu „Ideal Die da“ und „Tag am toten Meer“ und bei Vollgassprechgesang von Smudo, Deejot Hausmarke und Thomas D durch die musikalische Kimme des rotzig rockigen Metal, auch mal mit Death- oder Thrash-Anleihen, gezogen. Natürlich raubt das den Originalen viel ihrer Atmosphäre. Oder anders ausgedrückt, es verschiebt die Perspektive. Der Sound ist brachial, kaum Wert auf Perfektion legend. Hauptsache es kracht. Und dahingehend wurde „Genug ist genug ist genug“ zum Aushängeschild eines irrwitzig experimentellen Stilclashs. Ernst zu nehmen ist diese wüste Misshandlung des eigenen Oeuvres nicht. Sie bereitet Vergnügen, darauf ist sie ausgerichtet, dafür wurde sie geschaffen. Und dieser Prämisse entsprechend lebt sie weiter. Danke dafür.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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