„What is that? I come here for a proper shootout! What you gonna do with that rollin‘ pin? You gonna bake me a cake? What I want is a shootout, a shootout is a shootout… like a Western!“ – Gewaltbereit: Ronnie Kray
Die Brüder Reginald und Ronald Kray haben der britischen Kriminalhistorie ihren blutigen Stempel aufgedrückt. In den Neunzehnfünfzigern und -sechzigern dominierten sie vom Arbeiterbezirk East End aus die Londoner Unterwelt und erarbeiteten sich mit ihrer Verbrecherorganisation The Firm einen gefürchteten Ruf. Ihre Spezialitäten waren Schutzgelderpressung und Überfälle. Den Anschein legaler Geschäftsmänner wahrten die 1933 geborenen Zwillinge als Nachtclubbetreiber und ließen sich nur zu gern mit Prominenz aus Politik und Showbusiness ablichten. Mit „Legend“ setzt Brian Helgeland, der für das Skript zu „L.A. Confidential“ den Oscar erhielt, den brutalen Verbrechern ein filmisches Denkmal.
Das erste seiner Art ist es nicht. Bereits 1990 verfilmte Peter Medak die Geschichte sehr frei unter dem Titel „Die Krays“. Die Hauptrollen übernahmen damals die ehemaligen Spandau Ballet-Mitglieder Martin und Gary Kemp. Helgeland setzt für die Darstellung der Krays auf die Wandlungsfähigkeit von Tom Hardy („Mad Max: Fury Road“), der den charismatischen Reggie und den unberechenbaren, psychisch kranken sowie homosexuellen Ronnie gleichermaßen verkörpert. Hardy ist eine Wucht und verleiht insbesondere dem emotional wenig gefestigten Ronnie eine bitter-ironische Note. Genau dort liegt allerdings die Krux des Films, entpuppt sich Helgelands Narration doch als überraschend leichtfüßig und nicht selten heiter-absurd gefärbt.
„I prefer boys. Italians, sometimes Greek, but I am not prejudiced.“ – Vorurteilsfrei: Ronnie Kray
Zum brutalen, hier wenig ausgeschmückten Tagewerk der Krays will das nicht zwingend passen. Auch nicht zu dem der Konkurrenz. Ein rivalisierendes Syndikat, angeführt vom kurz auftretenden Paul Bettany („Transcendence“), veranstaltet in einer Garage Gerichtsprozesse und greift bei Bedarf auf die Folterung mit einer Autobatterie zurück. Für ein makabres Schmunzeln ist das fraglos gut, den Zusammenhang bleibt das von Helgeland nach John Pearsons Biographie „The Profession of Violence“ verfasste Drehbuch dennoch schuldig. In den Mittelpunkt rückt bald Reggies Beziehung zu Frances (Emily Browning, „Sucker Punch“), die zugleich als Erzählerin aus dem Off fungiert. Sie ist vom charmanten Gangster fasziniert und heiratet ihn schließlich. Die Hoffnung, er könne dem kriminellen Leben abschwören, erweist sich jedoch als Trugschluss, an dem die junge Frau stückweise zerbricht.
Die Staatsgewalt, die den Krays wenig entgegenzusetzen hat, bleibt eine Randerscheinung. Vertreten wird sie durch Inspektor Read (Christopher Eccleston, „Thor – The Dark Kingdom“), der lange vergeblich versucht, den Brüdern das Handwerk zu legen. Deren Kontakte nach Amerika rufen Veteran Chazz Palminteri („In den Straßen der Bronx“) auf den Plan. Neben ihm tritt David Thewlis („Die Entdeckung der Unendlichkeit“) in Erscheinung, der die Krays als Finanzberater Leslie Payne unterstützt, abseits von Reggies Gunst aber stets Ronnies Abneigung zu spüren bekommt. „Legend“ ist ein sehenswerter und sehr unterhaltsamer Gangsterfilm, der neben Tom Hardys Performance vor allem vom gelungenen, zwischen Swinging London und Malochermilieu tendierenden Zeitkolorit lebt. Die Tonalität hingegen wirkt mitunter beschönigend und die Erzählung mehr flüchtig als fokussiert. Ein angenehm eigenwilliges, wenn auch nicht vollends ausgereiftes Biopic.
Wertung: (7 / 10)