Die Krays (GB 1990)

die-kraysEs gibt Filme, auf deren DVD-Auswertung das Warten gelohnt hat. Dazu gehört das 1990 produzierte Gangster-Drama „Die Krays“, bei dessen deutscher Erstveröffentlichung Koch Media das starke Bonusmaterial der britischen Special Edition aufgreift. Insbesondere die sehenswerte Dokumentation über die Gebrüder Kray erregt Aufmerksamkeit, ebenso der Audiokommentar von Regisseur Peter Medak („Gibs ihm Chris“) und seinen Hauptdarstellern, den Spandau Ballet-Musikern Gary und Martin Kemp. Bedauerlicherweise fehlt das kurz vor seinem Tod im Herbst 2000 aufgezeichnet Interview mit Reggie Kray.

Das gern beschriene Manko des biographischen Werkes ist die historische Ungenauigkeit. Zugunsten einer mitreißenden Dramaturgie straffte Autor Philip Ridley, der später selbst als Regisseur („Schrei in der Stille“) tätig wurde, Aufstieg und Fall der Brüder. Im London der sechziger Jahre werden die Zwillinge Ronald (Gary Kemp, „Killing Zoe“) und Reggie Kray (Martin Kemp, „Daydream Believer“) zu gefürchteten Unterweltgrößen. Ihre stärkste Bezugsperson bleibt Mutter Violet (stark: Billie Whitelaw, „Jane Eyre“), der familiärer Zusammenhalt über alles geht.

Hinter der Fassade geachteter und für das Gemeinwohl einstehender Geschäftsleute prangt ein Sumpf aus Gewalt und Mord. Mit brutaler Härte verteidigen die Krays ihren Besitz, was bald eine breite Front an Widersachern auf den Plan ruft. Einer der ärgsten ist George Cornell (Steven Berkoff, „Clockwork Orange“), der sich mit dem homosexuellen Ronald in eine Privatfehde verstrickt. Respektlosigkeit wird in dieser Welt hart bestraft, was in der berüchtigten Hinterhofszene durch eine scharfe Klinge in den Mundwinkeln zum makabren Dauergrinsen eines vorlauten Bekannten führt.

Das harte, exzellent gestaltete Drama schockiert mit explosionsartigen Gewaltausbrüchen. Dazwischen kehrt ein Hauch von Absurdität ein, wenn in Mutters Haus Gangstertreffen abgehalten werden, zu denen Violet dubiosen Gästen Tee serviert und Rügen ausspricht, wenn ihr Dreck ins Haus getragen wird. Diese leicht überzogenen, im Kontext der Erzählung aber stets glaubwürdigen Züge kostet Medak voll aus. Andere hingegen werden zu Randerscheinungen. Reggies Frau Francis (Kate Hardie, „Der Croupier“) zum Beispiel, die sich aus Gram das Leben nimmt. Ein insgesamt packender und stark gespielter Film mit Höhen und Tiefen.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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