Kops (S 2003)

kopsMit der erfrischend komischen Kleinstadtposse „Kops“ verweist „Jalla Jalla!“-Regisseur Josef Fares die eingefahrenen Strukturen amerikanischer Komödienkost wahrhaftig in ihre Schranken und unterstreicht einmal mehr den eindrucksvollen kreativen Esprit skandinavischer Produktionen. Verwunderlich scheint es da wenig, dass Hollywood bereits auf die Wiederverwertungsrechte des Kassenschlagers zugriff. Der lockte in Schweden rund eine Million der insgesamt 8,6 Millionen Einwohner in die Lichtspielhäuser.

Das beschauliche Schwedische Provinzkaff Högsboträsk hat auf den ersten Blick nichts zu bieten, was den Alltag dörflicher Polizeikräfte auf irgend erdenkliche Weise in den Status eines aufregenden Berufsstandes erheben würde. So vertreiben sich die sympathischen Ordnungshüter in eher familiärer Atmosphäre die Dienstzeit mit gemeinsamen Pokerrunden im Kreise schummelnder Rentner oder allmorgendlichen Frühstücksversammlungen. Der sensible wie liebenswerte Jacob (Fares Fares, der Bruder des Regisseurs) versucht nebenbei über zahllose Blind Dates seine große Liebe zu finden und wähnt sich dieser ambitionierten Bestrebung näher denn je, als er der attraktiven Jessica (Eva Röse, „Dark Woods“) begegnet.

Der sichtlich gelangweilte Benny (Torkel Petersson, „Old Men in New Cars“) hingegen treibt die marternde Eintönigkeit des Daseins durch actionreiche Tagträume und adrenalingeschwängerte Katzenfütterungen in schier surreale Sphären. Mehr als stete Wortgefechte präft aber auch den Alltag des Paares Agneta (Sissela Kyle) und Lasse (Göran Ragnerstam) nicht. Doch wird dieser friedvollen Idylle ein jähes Ende bereitet, als ausgerechnet Jessica den verdutzten Kops die Nachricht der baldigen Schließung der Högsboträsker Polizeistation im Zuge landesweiter Rationalisierungsmaßnahmen überbringt. In letzter Konsequenz beschließen die kauzigen Gesetzeshüter, sich nach Leibeskräften gegen die geplanten Einsparungen ihrer Posten zur Wehr zu setzen. Die Straßen der ihnen schutzbefohlenen Gemeinde verwandelt das schon bald in ein extrem heißes Pflaster nach großstädtischem Vorbild. Schusswechsel und explosive terroristische Aktivitäten inklusive.

Nach seinem international gefeierten Debüt „Jalla, Jalla!“ legt das 27-jährige Regietalent Josef Fares mit der schwedisch-dänischen Co-Produktion „Kops“ in Sachen Skurrilität und verschrobener Brillianz noch eine satte Schippe drauf. So serviert er eine wohl strukturierte und herrlich absurde Provinzkomödie voller pointierter Dialoge und glänzender Situationskomik. Abseits von plattem Humor und zeitgemäßen Fäkalkalauern eint der gebürtige Libanese seinen lakonischen Humor durch die liebevolle Charakterzeichnung der exzentrischen Figuren und die schwungvolle Inszenierung der irrwitzigen Geschichte. In deren Verlauf mutieren ganz nebenbei harmlos grasende Kühe zu amoklaufenden Killermaschinen und garstige Waffeleisen verkommen zu gefahrvollen Sprengsätzen.

Schwungvoll und temporeich umgesetzt, strotzt dieses wahre Füllhorn urkomischer Absurditäten vor liebenswerten Verrücktheiten und verschrobenen Begebenheiten. Die finden ihre Klimax in der Integration von 40 computeranimierten Spezialeffekten und daraus resultierenden Parodien auf internationale Blockbuster der Kategorie „Matrix“ oder „Zurück in die Zukunft“. Vom darstellerischen Gesichtspunkt zudem vollends überzeugend, markiert „Kops“ einen der witzigsten und dynamischsten Beiträge des europäischen Kinos der letzten Jahre, eine irrwitzige Kleinstadt-Odyssee, die man sich nicht entgehen lassen sollte!

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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