Schändung – Die Fasanentöter (DK/S/D 2014)

schaendungSkandinavische Krimis haben neben der Mattscheibe längst auch die Leinwände erobert. Nach Stieg Larssons „Millennium“-Trilogie bildet Jussi Adler-Olsens Romanreihe um das Sonderdezernat Q die nächste erfolgreiche Kinoadaption. „Erbarmen“ führte den zerrütteten Ermittler Carl Mørck (Nikolaj Lies Kaas, „Adams Äpfel“) und seinen Partner Assad (Fares Fares, „Kops“) 2013 ein. Sie sind damit betraut, die letzten Zweifel bei bereits geschlossenen Fällen zu zerstreuen. Oder – wie im Vorgänger – die wahren Hintergründe aufzudecken. Der Auftakt zu „Schändung“ zeigt die Abteilung im Zwiespalt. Denn von den Kollegen werden der „Säufer“ und der „Araber“ eher milde belächelt und ein weiterer Ermittlungserfolg blieb bislang aus.

Eines Abends wird Mørck von einem Unbekannten angesprochen, der seine Hilfe bei einem zwei Jahrzehnte zurückliegenden Verbrechen erbittet. Die beiden Kinder des Mannes wurden grausam getötet, der vermeintliche Täter aber wanderte nur für drei Jahre ins Gefängnis. Mørcks Interesse wird jedoch erst geweckt, als sich der Vater das Leben nimmt und ihm eine Kiste mit eigenen Ermittlungsergebnissen zukommen lässt. Die führen ihn und Assad zu einer Privatschule, an der die Elite aus Politik und Wirtschaft ausgebildet wird. Unter den Alumni sind die prominenten Unternehmer Ditlev Pram (Pilou Asbæk, „Die Borgias“) und Ulrik Dybbøl (David Dencik, „Dame, König, As, Spion“), die bald reges Interesse am Ermittlungsverlauf zeigen.

Der abgründige Thriller dampft die komplexe Vorlage spürbar ein. Das zeigt sich besonders beim veränderten, nicht durchweg überzeugenden Finale. Ansonsten aber packt das ungleiche, von Sekretärin Rose (Johanne Louise Schmidt) tatkräftig unterstützte Ermittlerteam auch im zweiten Anlauf. Dabei stehen Mørck und Assad nicht zwingend im Mittelpunkt. Regisseur Mikkel Nørgaard, der bereits den Erstling drehte, verdichtet Rückblicke und abseitige Handlungsstränge über dekadente Jagdgesellschaften und die traumatisierte Obdachlose Kimmie (Danica Curcic) zu einem brutalen Spiegelbild einer moralisch entgrenzten Gesellschaft.

Für die Sonderdezernenten gilt es bald Kimmie aufzuspüren, entpuppt sie sich doch als Schlüssel zur Wahrheit. Nur hat sich bereits ein von Pram beauftragter Killer an ihre Fersen geheftet. An Spannung mangelt es „Schändung“ nicht, in der Gesamtbetrachtung wohl aber an Glaubwürdigkeit. Dass Mørck zur Wahrheitsfindung auch Mittel abseits des polizeilichen Regelwerkes recht sind, scheint für den ambivalenten Polizisten selbstverständlich. Nur rechtfertigt das kaum die Unlogik des spontanen Einbruchs in Dybbøls (natürlich ausreichend überwachtes) Anwesen zur Beweisfindung. Von den erzählerischen Schwächen des Schlussdrittels abgesehen bleibt ein sehenswerter und gut gespielter Krimi.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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