Martial-Arts-Ikone Jet Li bastelt seit einigen Jahren fernab der Heimat China fleißig an einer Karriere auf internationaler Ebene. Mit seinem Hollywooddebüt „Lethal Weapon 4″, einer kleinen Rolle zwar, entsandte er gleich mal sein Empfehlungsschreiben. Das brachte ihm prompt die Hauptrolle in der Joel Silver-Produktion „Romeo must Die“ und bescherte ihm den erhofften Durchbruch in Amerika. Sein jüngster Film, „Kiss of the Dragon“ führte Li nach Paris, wo er mit Frankreichs Vorzeigeregisseur und Produzent Luc Besson („Leon, der Profi“) zusammentraf. Nach einer Idee von Li selbst schusterte Besson mit Robert Mark Kamen, der schon das Drehbuch zu „Das fünfte Element“ verfasst hatte, ein Skript und stieg als Finanzier in das Projekt ein.
Der Film handelt vom chinesischen Undercover-Agenten Liu Jian (Jet Li), der in Frankreichs Hauptstadt entsandt wird, um Polizeiinspektor Richard (Tcheky Karyo, „Dobermann“) bei der Festnahme eines mächtigen Triadenbosses zu unterstützen. Doch verfolgt der durchtriebene Richard eigene Pläne und legt den Mobster kurzerhand um, nur um nach getaner Arbeit dem Kollegen aus Fernost die Schuld zuzuschieben und so seine eigenen illegalen Geschäftsinteressen zu sichern. Aber die Rechnung geht nicht auf, so dass dem Gast aus China nach einer zünftigen Klopperei die Flucht gelingt. Zusammen mit der Prostituierten Jessica (Bridget Fonda, „Codename: Nina“), ebenfalls im Sog des fiesen Bullen gefangen, schlägt Jian aus dem Untergrund zurück.
Genreüblich dient die Geschichte auch bei Chris Nahons Kinodebüt lediglich als Aufhänger für beinharte Action. Dass diese allerdings oftmals nicht ausreicht, einen Film aufzuwerten, zeigt sich auch in diesem Falle. Zwar müht sich die quirlige Kung Fu-Granate Jet Li in seiner Rolle als wortkarger Einzelkämpfer redlich, schafft es aber nicht vollends den Streifen im Gleichgewicht zu halten. Das liegt aber vor allem an der dünnen Story, die nicht immer ganz stilsicher zwischen blutiger Action und rührseligem Schmonz pendelt. Die durchaus ansehnlichen, manchmal etwas konfus wirkenden Actionsequenzen werden immer wieder überschattet von klischeebeladenen Charakteren und stereotyper Dramaturgie. Eben diese scheint regelrecht an Bridget Fonda zu kleben, deren Gratwanderung zwischen Heiliger und heroinabhängiger Hure, die komischerweise bei jedem angebotenen Schuss dankend ablehnt, nur allzu aufgesetzt und überflüssig wirkt.
Tcheky Karyo, fies wie eh und je, geht es da kaum besser, denn seine Rolle als korrupter Polizist reduziert seine schauspielerischen Fähigkeiten wieder einmal nur auf grimmig gucken und wüst um sich ballern. So ist „Kiss of the Dragon“ ein sehr französisch wirkender Actionfilm, im Hinblick auf positive Einspielergebnisse in Übersee nicht immer selbstverständlich, dessen einziger Pluspunkt in Hauptdarsteller Jet Li zu finden ist. Zwar tröstet der gut inszenierte Showdown, bei dem manche Erinnerung an das gute alte Hong Kong-Kino wach werden, über manches Loch im Drehbuch hinweg, vermag den geneigten Action-Fan aber aufgrund der insgesamt zu deutlichen Mittelmässigkeit des Ganzen kaum zu überzeugen.
Wertung: (5 / 10)