„Try to have fun. Otherwise, what’s the point?“ – Colonel Stars and Stripes
Die Superhelden aus dem richtigen Leben sind zurück. Na gut, „richtiges Leben“ ist vielleicht etwas vollmundig, aber so positionierte sich „Kick-Ass“ 2010 eben neben all den Comic-Heroen mit ihren übernatürlichen Kräften oder hochtrabenden technischen Gimmicks. Ihnen war Matthew Vaughns Vigilanten-Mär um einen kostümierten New Yorker Jüngling im Kampf gegen das Verbrechen ein parodistisch angehauchter und zudem politisch konsequent unkorrekter Gegenentwurf mit Witz und Wumms. Eine Fortsetzung schien da lediglich eine Frage der Zeit. Bei der fungierte Vaughn nur noch als Produzent und überließ Regiestuhl und Autorenschaft Jeff Wadlow („Cry_Wolf“). Mit enttäuschendem Resultat.
Die gezeichnete achtteilige Vorlage von Mark Millar und John Romita Jr. bot durchaus Stoff für einen Folgeteil. Doch von der Klasse des Kino-Erstlings ist „Kick-Ass 2“ weit entfernt. Dabei lässt der Plot beinahe all das vermissen, was den ersten Einsatz der verhinderten Superhelden so sehenswert machte. Darunter zu leiden hat insbesondere Chloë Grace Moretz‘ („Carrie“) Teenie-Assassinin Hit-Girl, die im Sinne einer halbgaren Coming-of-Age-Geschichte merklich ausgebremst wird. So müssen neue Freizeit-Rächer her, die zwar schön schrullig daherkommen, die oft einfallslose und nur schwer in Gang kommende Story aber kaum aufwiegen können.
Nach den Ereignissen des ersten Teils hält Mindy Macready (Moretz) die Fassade der fleißigen Schülerin aufrecht, um Vormund Marcus (Morris Chestnut, „The Call – Leg nicht auf“), einen alten Polizeikollegen ihres getöteten Vaters, milde zu stimmen. Dave Lizewski (Aaron Taylor-Johnson, „Godzilla“) alias Kick-Ass hingegen streift immer noch im grünen Anzug durch die Straßen und findet in Colonel Stars and Stripes (verschenkt: Jim Carrey, „Number 23“), einem geläuterten Ex-Mafiosi, einen willigen Streiter für die Gerechtigkeit. Gemeinsam mit Gleichgesinnten (u.a. „Scrubs“-Star Donald Faison) holen sie zum Schlag gegen das organisierte Verbrechen aus. Nur wird der durch Gangster-Spross Chris D‘Amico (Christopher Mintz-Plasse, „Fright Night“) erschwert, der als Superschurke The Motherfucker für Chaos sorgt.
Um in die Fußstapfen seines getöteten Vaters zu treten, heuert er eine Bande Totschläger an, steckt diese in dunkle Kostüme und stellt Kick-Ass nach, um an ihm Rache zu üben. Nur leider braucht Jeff Wadlow zu lange, um den Konflikt zwischen Helden und Schurken anzuheizen. Stattdessen lässt er sich Mindy um schulische Integration bemühen und das intrigante High School-Blondchen gegen sich aufbringen, was in Fontänen von Kot und Kotze aufgelöst wird. Ihrer wahren Bestimmung folgt sie erst auf dem Weg zum Showdown, der zwar viele Schauspieler in albernen Verkleidungen aufeinander einprügeln lässt, die stilisierte Rasanz des Vorgängers aber weitgehend vermissen lässt. Zufriedenstellend ist das trotz gut besetzter Nebenrollen (u.a. „Spawn“-Schurke John Leguizamo) nicht, eher beliebig und überzogen brutal. Schade eigentlich.
Wertung: (5 / 10)