The Avengers: Age of Ultron (USA 2015)

avengers-age-of-ultron„I know you’re good people. I know you mean well. But you just didn’t think it through. There is only one path to peace… your extermination.“ – Zerstörerisch: Ultron

Marvel gönnt seinen Superhelden keine Verschnaufpause. Wenn sie die Welt nicht gerade in Solo-Missionen vor dem irdischen Bösen bewahren, nehmen sie es im Avengers-Kollektiv mit Feinden aus den Tiefen des Alls auf. In „Age of Ultron“ geht die Gefahr einmal mehr von Lokis Zepter aus, in dem einer der sechs Infinity-Steine eingelassen ist. Was Comic-Nerds frohlocken lässt, ist für den Rest der interessierten Zuschauerschaft kaum mehr als ein kommerziell clever ausgeschlachtetes Bindeglied zwischen den verschiedenen Franchises. Verknüpft werden vorrangig „Thor“ und „Guardians of the Galaxy“, wobei dessen Oberschurke Thanos sein persönliches Eingreifen im Abspann des zweiten Avengers-Auftritts kämpferisch ankündigt.

Auch das ist Teil von Marvels Strategie. Wie Puzzleteile fügen sich die einzelnen Fortsetzungsgeschichten zusammen. Im Abspann von „Captain America: The Return of the First Avenger“ war es an Thomas Kretschmann („King Kong“), in Gestalt des HYDRA-Gefolgsmannes Strucker auf kommende Gefahren zu verweisen. Doch die Schlacht gegen den Nazi-Geheimbund ist schnell geschlagen. Wenn die Avengers im einleitenden Kampfgetümmel vorgestellt werden, kombiniert Autor und Regisseur Joss Whedon („Serenity“) nicht zwingend geschickt markige Action und Wackelkamera. Selbst das Eingreifen der mysteriösen Zwillinge Wanda (Elizabeth Olsen, „Oldboy“) und Pietro Maximov (Aaron Taylor-Johnson, „Godzilla“) kann Struckers Niederlage nicht verhindern. Das weit größere Unheil droht den Avengers jedoch aus den eigenen Reihen.

Während sich Pietro rasend schnell vorwärtsbewegen kann, verfügt Schwester Wanda über die Gabe, Mensch und Materie per Gedankenkraft zu manipulieren. Das bekommt auch Iron Man Tony Stark (Robert Downey Jr.) zu spüren, der die Gefährten in einer Vision als verstorben wähnt. Als er und Hulk David Banner (Mark Ruffalo) die Gelegenheit erhalten, das Zepter vor Thors (Chris Hemsworth) Rückkehr in den Weltraum zu studieren, stoßen sie auf eine künstliche Intelligenz, die Stark aufgrund der durch Wanda angeregten dunklen Seite zur Anwendung bringt. Ziel ist ein von ihm entwickeltes und eigenständig agierendes Computersystem, das eine Armee von Robotern steuern und die feindlichen Aliens im Falle einer erneuten Attacke abwehren soll.

Doch die künstliche Intelligenz verfügt über ein unkontrollierbares Eigenleben und sieht es als weltweit vernetzter Blechkamerad Ultron (im Original mit der Stimme von James Spader, „The Blacklist“) als oberstes Ziel an, die Avengers zu vernichten. Da im weiteren Verlauf aber auch Captain America (Chris Evans), Black Widow (Scarlett Johansson), Thor und der Hulk von Wanda manipuliert werden, hat Ultron zunächst leichtes Spiel. Die Visionen appellieren an die größten Ängste und Traumata der Helden. Thor beispielsweise wähnt sich im nordischen Nachleben (u.a. mit Heimdall Idris Elba), Black Widow erinnert sich an ihre Ausbildung zur Killerin (mit Gastspiel von Julie Delpy, „Die Gräfin“) und der Hulk verwüstet kurzerhand eine Stadt. Zeit zur Therapie bleibt jedoch keine. Denn Ultron will nicht weniger als eine globale Katastrophe, um die Evolution der Menschheit anzukurbeln.

Die vorangestellt dringendste Frage war, ob es Joss Whedon gelingen würde, den furiosen ersten Auftritt der Avengers zu toppen. Nach rund 140 nahezu perfekten Blockbuster-Minuten sollte es dazu eigentlich keine zwei Meinungen geben. Angriffsfläche für Kritik gibt es im Metier der Comic-Verfilmungen immer. Sie speist sich Marvel-typisch auch diesmal aus dramaturgischer Flachheit, etwa bei der kaum thematisierten Überwindung der Heldendepressionen oder der famos getricksten finalen Stadtschwebe, bei der die Superhelden in Endlosschleife Menschen retten dürfen. Doch hält „Age of Ultron“ insgesamt eine bemerkenswerte Balance zwischen destruktivem Kintopp und ironischem Fantasy-Zirkus. Emotional dichter als der Vorgänger ist das Kostümfest für Jungs und Junggebliebene aber allein schon aufgrund der deutlich düstereren Grundfärbung geraten.

Einen entscheidenden Beitrag dazu leistet Gegenspieler Ultron, der den oft farblosen Schurken des Marvel-Universums leichter Hand den Rang abläuft. Dass er nach Perfektion strebt, führt Richtung Finale zur Geburt von Vision (Paul Bettany, „Priest“), der als eine Art roter Dr. Manhattan in den Kampf eingreift. Dass sich daneben auch die Avengers selbst entwickeln dürfen, zeigt neben der romantischen Näherung von Black Widow und Hulk Kollege Hawkeye (Jeremy Renner), der im Verborgenen eine Familie samt Kindern präsentiert. Ein weiteres Plus ist die Besetzung, die ein buntes Wimmelbild aus Figuren der verschiedenen Heldengeschichten auffährt. Natürlich sind Nick Fury (Samuel L. Jackson) und Maria Hill (Cobie Smulders) dabei, War Machine (Don Cheadle) und Falcon (Anthony Mackie) leisten ihren Beitrag und auch Dr. Selvig (Stellan Skarsgard) schaut kurz vorbei. Das System Marvel funktioniert also blendender denn je. Nur dürftte es schwer werden, diese am Ende fast ermüdende Effektorgie mit der zweigeteilten Fortsetzung noch zu toppen.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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