G-Man Jerry Cotton ist eine klassische Figur der deutschen Trivialliteratur. Seit 1954 hat es der von Delfried Kaufmann erdachte New Yorker FBI-Agent auf mehr als 2.000 Heftromane gebracht und wurde bereits in den Sechzigern für eine achtteilige Filmreihe (mit George Nader in der Hauptrolle) adaptiert. Cyrill Boss und Philipp Stennert („Neues vom Wixxer“) wagten 2010 die Neuauflage und veredelten diese mit schmissigem Look und namhafter Besetzung. Nur leider missglückt dem Regie-Duo, auf dessen Kappe auch das Drehbuch geht, die humoristische Note vollends.
Die Probleme beginnen bei Christian Tramitz („Der Schuh des Manitu“), dessen Verkörperung Jerry Cottons über steife Off-Kommentare kaum hinauslangt. Als James Bond-Parodie stürzt er sich todesmutig in jede noch so brenzlige Situation. Nur resultiert aus absurden Verkleidungen und chronischer Selbstüberschätzung kein sympathisch überspitzter Hauptcharakter. Das ist bedauerlich, denn Boss und Stennert schaffen mit Retro-Dekors und moderner Technik einen stimmigen Rahmen, der die Illusion des amerikanischen Settings durch US-Flaggen und Ansichten der New Yorker Skyline beständig zu erhalten versucht.
Als Cotton der unerfahrene Phil Decker (Christian Ulmen, „Männerherzen“) zur Seite gestellt wird, ist der beste Mann des FBI natürlich wenig begeistert. Denn seine verlässlichsten Partner sind doch eigentlich Smith & Wesson. Doch Deckers Loyalität soll sich noch auszahlen. Zuerst aber wird die Leiche von Unterweltgröße Sammy Serrano (Moritz Bleibtreu, „Soul Kitchen“) gefunden, den Cotton stets den Puppenspieler nannte. Auf dessen Kappe geht das einzige Verbrechen, das der Agent nicht aufklären konnte. Bei der Ergründung der Tat gerät er jedoch in eine Falle und bald selbst unter Mordverdacht.
Während das Gangstersyndikat um den deutschen Schurken Klaus Schmidt (herrlich entstellt: Heino Ferch, „Der Untergang“) den hartnäckigen Ermittler beseitigt sieht und sich die eiskalten interne Ermittlerin Zanuck (Christiane Paul, „Die Welle“) an seine Fährte heftet, steht Decker dem Partner in der Not bei. Auch namhafte Nebenakteure wie Herbert Knaup („Stellungswechsel“) oder Jürgen Tarrach („Der Vorleser“) können nicht verhindern, dass „Jerry Cotton“ recht uninspiriert zwischen ernsthaftem Krimi und allzu bemühter Parodie schwankt. Auch die stimmige Inszenierung kann die Vorhersehbarkeit und vor allem den Mangel an gelungenen Pointen nicht entkräften. Der ambitionierte Cast und der produktionstechnische Aufwand wirken da doch arg vergeudet.
Wertung: (4 / 10)