Interview mit Itchy Poopzkid (April 2007)

Sonntagabend in Düsseldorf, eher eine untypische Interview-Zeit, sicherlich auch für Bassist Dani von ITCHY POOPZKID, der kurz zuvor mit dem Zug aus Trier anreiste. Es hat sich einiges getan bei den drei Jungs aus Eislingen an der Fils, die zwar in den vergangenen Jahren stetig einen Fuß vor den anderen setzten, dem Bandzug nun aber so richtig Fahrt verschafft haben. „Das war für uns immer eine schöne Sache, da wir mit jedem Jahr etwas größer geworden sind. Es ging nicht Schlag auf Schlag bei uns los, sondern wir sind kontinuierlich gewachsen. Jetzt haben wir erstmals einen größeren Schritt getan. Ich bin gespannt was in diesem Jahr noch kommen wird.“

Grund der Reise nach Düsseldorf sind Promo-Termine, die die Band am folgenden Tag wahrnehmen soll. Nachdem man seit etwa einem Jahr das Hobby endgültig zum Beruf gemacht hat, sind solche „richtigen“ Promo-Termine aber dennoch etwas Neues. „Interviews oder so haben wir ja auch schon im Vorfeld gemacht, aber das, was wir jetzt hier machen, quer durch Deutschland und dann fünf, sechs Interviews an einem Tag, dies ist schon neu für uns. Es sind einige Printmedien dabei und Radiointerviews machen wir auch viele. Das ist immer ganz nett, aber die Fragen wiederholen sich dann auch, vor allem wenn die Leute dich eigentlich nicht sonderlich kennen und als erstes nach unserem Namen fragen. Natürlich ist der Name blöd, er soll ja auch überhaupt nichts bedeuten. Aber wir werden halt immer danach gefragt, ob etwas dahinter stecken würde. Von wegen „Itchy & Scratchy“ oder so. Aber das ist es ja eben, es gibt nix darüber zu berichten. Wir haben vor sechs Jahren gedacht, das wäre ein guter Name, klar, wir hätten uns auch umbenennen können, aber allmählich finde ich den Namen auch echt okay.“

Unser Weg verschlägt uns in ein bekanntes Düsseldorfer Brauhaus, die Tatsache, das ein geleertes Glas umgehend durch ein volles ersetzt wird, amüsiert den Gast allzu offensichtlich. Die Auswirkungen sollen sich im weiteren Verlauf des Gesprächs dann aber doch in Grenzen halten. Es gibt allerdings auch viel zu berichten. Beispielsweise, das ITCHY POOPZKID nun die alleinige Hauptaufgabe der drei Musiker ist. Die Miete kann davon sogar schon bezahlt werden. Dies ist wohl mehr als nur ein Anfang in die richtige Richtung. In diesem Jahr dürfte es aber dann so richtig zur Sache gehen, die ersten Auswirkungen sind schon zu spüren. Das neue Video „Silence Is Killing Me“ rotiert fleißig bei MTV, nicht zu Unrecht, wenn man sich den amüsanten Dreiminüter zu Gemüte führt. Die Idee stammt im Übrigen von der Band selbst, die verständlicherweise sehr zufrieden mit dem Ergebnis ist. Auch bei MTV „TRL“ wurde man schon eingeladen, durfte einen Song spielen und Interviews geben.

Allerdings ist diese Welt noch neu, wie Dani lächelnd beschreibt: „Vor unserer Garderobe standen drei Securities, ich meine, wer sind wir, als dass wir so was brauchen? Aber das gehört scheinbar dazu. Aber es war echt okay, Interview ging in Ordnung und wir durften noch einen Song spielen. Wir wurden von den Securities halt echt nur behandelt, als wären wir Superstars, was wir ja einfach nicht sind. Aber das wissen die wahrscheinlich auch nicht, wer da jetzt gerade erscheint. Aber das Video wird von MTV mehrfach am Tag gespielt und ist auch auf Platz 3 der „TRL“-Charts. Das ist natürlich für uns mehr als eine gute Sache. Man merkt es auch schon an den Resonanzen der letzten Zeit, dass viel mehr Leute auf uns aufmerksam werden. Wir kommen leider nur nicht immer mit dem beantworten der Mails nach, bemühen uns aber wenigstens, das meiste zu beantworten“.

Apropos MTV: Die für April geplante Tour muss erst mal verschoben werden, denn ITCHY POOPZKID werden in der Show „Band Trip“ gegen MADSEN antreten. Worum es genau geht, weiß Dani aber auch nicht genau: „Wir wurden von MTV gefragt, ob wir das machen wollen und wir drei haben das als eine gute Idee empfunden. MADSEN sind ja auch eine coole Band, mit den KILLERPILZEN hätten wir das dann wohl nicht gemacht. Der Dreh geht über acht Tage, wir werden mit einem Flieger irgendwo in Europa ausgesetzt, bekommen einen halbvollen Bus und unsere Instrumente. Damit müssen wir uns bis nach Hause durchschlagen. Ich weiß halt echt nicht, wo es hingehen wird, weiß also auch gar nicht, was ich einpacken soll. Eine Badehose in Finnland ist ja dann auch nicht das Richtige.“ Einen zusätzlichen Schub wird es der Karriere sicherlich geben, dennoch lässt man es relativ gelassen auf sich zukommen. „Wir sind es ja gewohnt, mit halbvollem Bus und ohne Geld durch die Gegend zu fahren, also ändert sich erst mal nicht so viel für uns. Inwieweit wir dann von der Show profitieren, hängt wohl auch davon ab, wie wir im Fernsehen rüberkommen. Vielleicht denken die Leute auch „Was sind das für Arschlöcher?“. Wir wissen noch nicht, was kommt und lassen uns mal überraschen.“

Mit „Time to Ignite“ erschien am 30. März das Zweitwerk der Band, musikalisch sind die Veränderungen im überschaubaren Rahmen. Eingängiger, melodischer Pop-Punk mit mehrstimmigem Gesang. Als Vergleiche könnte man ONE FINE DAY oder die 5BUGS anbringen, beides im Übrigen Freunde und Bekannte von ITCHY POOPZKID. Es tut sich also wieder was in der deutschen Szene und die Erfolge dieser Bands bleiben hoffentlich nicht die Einzigen. Konkurrenzdenken untereinander gibt es nicht, vielmehr freut man sich für die anderen. Man kennt sich eben von diversen Konzerten oder war im Bezug auf die Berliner von 5BUGS sogar für längere Zeit gemeinsam auf Tour. Die erste Single, „Silence Is Killing Me“, ist für „Time to Ignite“ allerdings nicht einmal unbedingt repräsentativ, ist das Album vor allem in der ersten Hälfte doch um einiges schneller als die erste Auskopplung. Große Veränderungen, das gibt auch Dani zu, hat es nicht gegeben, wenn die ersten Resonanzen auf das Album das aber eher so zu sehen scheinen. „Das Album ist mehr auf den Punkt gebracht, wir wollten es schnörkelloser und rauer als „Heart to Believe“. Musikalisch haben wir uns aber jetzt nicht so groß verändert, insofern war ich schon etwas überrascht, dass viele genau das gesagt haben.“

Der Abend nahm seinen Lauf, von schlechten Noten im Abitur, elterlichen Sorgen bei der freizügigen Berufswahl als Musiker („Mit 16 habe ich meinen Eltern gesagt, ich werde nichts richtiges lernen, ich will Musiker werden. Die waren natürlich erst mal baff, sind in der Zwischenzeit aber stolz darauf, wenn sie ihren Sohn in der Zeitung oder im TV sehen.“) bis hin zu diversen Erlebnissen auf Tour oder auch dem neuen BEATSTEAKS-Album. Wie wurde so schön gesagt: „Man findet uns entweder gut oder einfach nur scheiße, ein Mittelding gibt es eigentlich nicht bei uns.“ Genau dies ist aber verwunderlich, natürlich kann man sich über den Bandnamen auslassen oder aber nun in übliches Sellout-Gehetze verfallen, handwerklich kann man ITCHY POOPZKID jedoch nur schwer einen Strick drehen. Die Jungs leben für die Musik, der absehbare Erfolg sei ihnen daher mehr als gegönnt. Wer sie in diesem Sommer live auf der Bühne sehen will, hat dazu ausreichend Gelegenheit, denn der Tourbus wird in den kommenden Monaten nur selten verlassen.

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