24.04.2019 – Donots / Itchy / Samiam – Düsseldorf, Stahlwerk

Der reine Wahnwitz: Die DONOTS feiern ihr 25. Dienstjubiläum und das restlos ausverkaufte Düsseldorfer Stahlwerk steht Kopf! Die vier Städte und mit ihnen die Locations für die ausgesuchten Geburtstags-Shows wurden keineswegs zufällig gewählt. Gefeiert werden sollte an Wirkungsstätten, die Eindrücke hinterlassen haben und für die Entwicklung des Fünfers mehr noch von emotionaler Bedeutung sind. 

1998 gastierten die Ibbenbürener zum ersten Mal im Traditionsclub in der Landeshauptstadt – damals als gefragte Newcomer im Vorprogramm von SAMIAM. Im Folgejahr traten beide Bands erneut gemeinsam im Stahlwerk auf, diesmal als Teil(e) der dritten „Flying High Across the Sky“-Tour. Um die Gefühlswelt zusätzlich zu befeuern, konnten die DONOTS ihre freundschaftlich verbundene kalifornische Einflussgröße diesmal als Support gewinnen. Sehr zur Freude sämtlicher Beteiligter. Nur das Publikum konnte dem Indie-Punk-Klassiker wenig abgewinnen.  

Mehr als Anstandsapplaus ernteten die von den DONOTS selbst angekündigten SAMIAM nicht. In den vorderen Reihen herrschte während des rund 40-minütigen, am Ende recht abrupt beendeten ersten Aktes gar nahezu Bewegungslosigkeit. Das ist umso bedauerlicher, da das Set großartige Hits – darunter „Ordinary Life“, „Capsized“, „Stepson“, „Mud Hill“, „Dull“, „Factory“, „El Dorado“ und „She Found You“ – beinhaltete. Dass die Band auf kleineren Bühnen heimisch ist, blieb spürbar. Auch akustisch. Doch selbst wenn es die Zuschauer nicht so sahen: ein überaus sehenswerter Startschuss. 

In der Folge war es an ITCHY, an die Feierlaune des Pulks zu appellieren. Das gelang den Göppingern problemlos. Vor der Stage kam Bewegung auf, es wurde gehüpft und getanzt. Auf Platte wirkt der Stadion-(Pop-)Punk des Trios mitunter beliebig, an der Wirkung des unterhaltsamen Sets – u. a. ausgestaltet mit „Why Still Bother“, „Knock Knock“, „Dancing in the Sun“ und „Down Down Down“ – änderte das jedoch nichts. Im Gegenteil. Die Jungs wurden zu Animateuren, die souverän zum Mitmachen einluden. Ein paar Anekdoten und Witze waren auch dabei, so dass das Stahlwerk eine Dreiviertelstunde später auf Betriebstemperatur gebracht war.

Dabei lieferten ITCHY obendrein einen Beleg dafür, warum sie den infantilen Zusatz POOPZKID abgelegt haben: Mit den ergänzenden Lettern hätte ihr in meterhohen Leuchtbuchstaben auf die Bühne gebrachter Name unmöglich die gewünschte Fernwirkung erzielen können. Aus der Distanz unter ging hingegen das dicke, auf ein Roll-Up gekritzelte „B“, das links neben der großspurigen Installation platziert wurde und den Schalk untermauerte, der den DONOTS an diesem Abend im Nacken saß.

Der verwandelte sich bei den Jubilaren anschließend in ein Dauergrinsen. Denn die Anteilnahme der Fans war überschwänglich. Fäuste würden gereckt, Texte lauthals mitgeschmettert, die Körper in Circle Pits gegeneinander geworfen. Gefeiert wurde nicht allein zünftig, sondern ausschweifend. Das galt auch für die Darbietung der DONOTS: Über zwei Stunden boten Ingo & Co. Einblicke in ihre Discographie, spannten den musikalischen Bogen dabei allerdings „nur“ bis „Outshine the World“. Der kleine Klassiker blieb leider der einzige Beitrag aus der Zeit von (und vor) „Better Days Not Included“ (1999). 

An alten und neuen Hits mangelte es trotzdem nicht, wie „Ich mach nicht mehr mit“, „Saccharine Smile“, „Stop the Clocks“, „Scheißegal“, „Eine letzte Runde“, „Big Mouth“, „Whatever Happened to the 80’s“, „Keiner kommt hier lebend raus“, „Dann ohne mich“ oder „We’re Not Gonna Take It“ belegen. An Abwechslung – auch bezogen auf die verschiedenen Bühnenbanner – ebenso wenig. Das liegt insbesondere daran, dass die DONOTS ihren Sound über die Jahre immer wieder neu erfunden, dabei aber nie an Authentizität eingebüßt haben.

Doch auch die Show war großes, zu keiner Zeit überproportioniertes Tennis. Konfetti-Kanonen sowie im Zuschauerraum verteilte und auf Kommando in die Luft geworfene Leuchtstäbe fügten sich reibungsfrei in den sympathischen, von allerlei Dankesbekundungen gesäumten Auftritt. Wem das noch nicht genügte, konnte sich mit Ingo im Pit tummeln oder über die prominenten Gastmusiker staunen: bei „Superhero“ trat DIE TOTEN HOSEN-Drummer Vom Ritchie ans Schlagzeug, während BROILERS-Sänger Sammy Amara bei „Problem kein Problem“ stimmliche Unterstützung leistete. Unter dem Strich also ein ereignisreicher Konzertabend, bei dem zweifelsfrei für jeden etwas dabei war. In diesem Sinne liebe DONOTS: auf die nächsten 25 Jahre!

scroll to top