Goldzilla – Goldzilla vs Dortmund (2022, DIY)

„Neuer Deutschpunk ist ab heute inklusiv, antirassistisch, feministisch und queer.“ – ‘Repariert was euch repariert hat‘

Das Individuum wächst an seinen Herausforderungen. Oder Gegnern. Im Falle von GOLDZILLA wartet nach der Bezwingung von „Robohitler“ (2019) nun der nächste schwergewichtige Opponent in der metaphorischen Ringecke: „Dortmund“. Um in diesem Duell zu bestehen, braucht es Standvermögen. Nicht umsonst ist der jüngste Clinch der Berliner auf stolze 17 Runden ausgelegt.

Ring frei also für das Debütalbum des Trios, das gleich zum Auftakt („Repariert was euch repariert hat“) den Deutsch-Punk zerlegt, in der Folge aber viel dafür tut, ihn wieder aufzubauen. Dabei werden (Anti-)Rassismus und (Anti-)Sexismus als zwei wesentliche Leitthemen definiert. Stirnrunzeln erregt lediglich das von der Band selbst eingebrachte Stiladditiv des „Dream-Pop“. Selbiges mag Marketing-seitig Aufmerksamkeit garantieren, deckt sich mit der Realität aber nur rudimentär – selbst wenn es bei „Unterwasser“ verhältnismäßig verträumt zugeht.

„Der hellste Stern am Firmament ist Deutschland wenn es brennt.“ – ‘Das Lagerfeuerlied‘

Neben dem erwähnten Eröffnungstrack sorgen die unmittelbar folgenden „Das Lagerfeuerlied“ und „Mein Herz ist ein illegaler Rave“ dafür, dass „Goldzilla vs Dortmund“ einen fulminanten Start hinlegt. Bemerkenswert bleibt, dass Band und Platte trotz oft angezogenem Tempo und sympathischem Hang zu plärrigem Gesang auch jene Publikumskreise bedienen, die den Punk nicht allein über das Drei-Akkorde-Vollgas-Credo definieren. Entsprechend vielseitig geht es zu, wenn neben Abstechern gen (Post-)Rock (siehe „Hausverbot im Flixbus“ oder „Die Südsee und Berndt“) mit „Straßenbahn“ auch der Crossover eingebunden wird (stimmliche Unterstützung leistet Rapperin Babsi Tollwut).  

Natürlich servieren GOLDZILLA auch schnörkellos in die Fresse, wie u. a. „DDD“ (Zitat des Tages: „Staat! Nation! Kapital! Scheiße!“), „Cops aufs Maul (feste feiern, wenn sie fallen)“ oder „Wie sehr“ belegen. Dabei verdienen die (meisten) Texte eine tiefere Betrachtung und forcieren mehr noch die Hinterfragung eigener Positionen (als Beispiele mögen „Sodastreamfan“, „Hanau/Halle/NSU“ und das von LÜGEN-Sängerin Sabrina vorgetragene „Ultraviolett“ dienen). Doch selbst wenn im Grunde jeder einzelne Song auf „Goldzilla vs Dortmund“ Erwähnung verdient, bleibt als verknapptes Resümee die Empfehlung, kopfüber in dies großartige Werk mit seinen Parolen, Provokationen und Pamphleten einzutauchen. Wenn gegenwärtig eine Platte den Deutsch-Punk reparieren kann, dann diese!    

Wertung: 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

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