Hellraiser: Judgment (USA 2018)

„Mankind have become a vacuum without morality.“ – The Auditor

Fortsetzungen ohne Ende: Mit neun Sequels ist „Hellraiser“ eine der umfangreichsten Horror-Serien überhaupt. Allerdings muss der auf Clive Barkers Original (1987) – und Literaturvorlage – fußenden Saga attestiert werden, dass die Qualität spätestens nach dem ambitioniert gescheiterten vierten Kapitel („Bloodline“, 1996) rapide abfiel. Nach Part acht, „Hellworld“ (2005), strich auch Pinhead-Darsteller Doug Bradley die Segel. In „Revelations“ (2011) übernahm an seiner Statt Stephan Smith Collins die ikonische Rolle. Als dritter Darsteller ist es in „Judgement“, jenem zehnten Part, an Paul T. Taylor („Super“), den Ober-Zenobiten mit der vernagelten Visage zu verkörpern. Das geschieht durchaus ordentlich, wenngleich Taylor einen Gutteil seiner Präsenzzeit damit zubringen muss, nachdenklich in einem Sessel zu sitzen.

Überhaupt kann der Streifen, wie schon sein direkter Vorgänger, kaum den Eindruck entkräften, nur gefertigt worden zu sein, um Dimension Films die Verwertungsrechte des Themas zu bewahren. Dabei ist Autor und Regisseur Gary J. Tunnicliffe (wirkte bereits an den Make-Up-Effekten diverser „Hellraiser“-Aufgüsse mit) immerhin darum bemüht, dem Stoff neue Perspektiven abzuringen. Als Lockstoff für beinharte Fans mag das genügen, nur stellt sich unweigerlich die Frage nach dem Gesamtzusammenhang. Dabei mangelt es keineswegs an Erklärungsversuchen für die weitgehende Aussparung der eigenen Mythologie; immerhin müssen in einer sich rasant wandelnden Welt selbst die Zenobiten Bedeutungsverlust fürchten. Wer braucht schon eine hölzerne Puzzlebox, die groteske Sado-Dämonen heraufbeschwört, wenn die Auslebung dunkler Gelüste durch das Internet keine Herausforderung mehr bedeutet?

Ergo laden die Höllendiener besonders verkommene Subjekte in ein abgelegenes Haus ein, wo sie der Auditor (Tunnicliffe selbst) zu Interviews nötigt. Die Antworten werden im eigenen Blut auf einer Schreibmaschine protokolliert und im Anschluss vom Assessor („Feast“-Regisseur John Gulager) heruntergeschlungen. Die schlussendliche Bewertung wird von der Jury vorgenommen, drei entstellten barbusigen Damen, die mit den Fingern im zuvor erbrochenen Transkript matschen und die Verurteilten in höllisches Traktat überführen. Diese Quasi-Bürokratisierung ist fraglos eigensinnig, wird durch das Schnürsenkelbudget aber spürbar gehemmt. Hinzu kommt, dass die zwar wenig explizite, dafür konsequent auf Ekel getrimmte Prozessierung kaum geeignet scheint, den Film zu tragen. Also braucht es einen Nebenplot, der sich um die Polizisten-Brüder Sean (Damon Carney, „The Lone Ranger“) und David Carter (Randy Wayne, „Don’t Look At the Demon“) rankt.

Die stellen in bewährter „Sieben“-Manier einem Serienmörder nach, der sich auf die biblischen Gebote beruft. Auch dabei werden teils harsche Ideen gereicht – so werden etwa abgeschnittene Kinderhände auf einem Spielplatzklettergerüst drapiert –, ohne dass Tunnicliffe je in unzumutbare Sphären vorstoßen würde. Mit Unterstützung der jungen Beamtin Christine Egerton (Alexandra Harris, „All Light Will End“) folgen die Carters der Fährte des Killers (als Stichwortgeberin in kleiner Rolle tritt „Nightmare on Elm Street“-Veteranin Heather Langenkamp in Erscheinung). Dabei landet auch der traumatisierte Sean am Schreibtisch des Auditors, was mit Eingreifen der göttlichen Legatin Josephiel (Helena Grace Donald, „Ecco“) in „God’s Army“-Gefilde driftet. So mündet die wenig überraschende Lösung des Kriminalfalls in ein Kräftemessen zwischen Himmel und Hölle, bei dem auch Pinhead (endlich) zur Tat schreiten darf. Nennenswerten kontextuellen Zugewinn schafft aber auch das nicht. Das Reboot von 2022 kann daher fast als Erlösung betrachtet werden.  

Wertung: 3.5 out of 10 stars (3,5 / 10)

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