Was bleibt einer erfolgreichen Slasher-Reihe nach sechs Teilen noch übrig, wenn sie sich nicht allein der bloßen Wiederholung gewohnter erzählerischer Muster hingeben will? Richtig, der Gang in die Realität! Das Film-im-Film-Prinzip erlaubt dem Genrewerk die Transzendenz auf die Metaebene, in dem Kontext und innere Logik aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und im Idealfall ironisch rekapituliert werden können. Vor diesem Hintergrund ist „Freddy´s New Nightmare“ kein wirklich großer Wurf. Aber zumindest gewann Wes Craven mit dem siebten und letzten Part der (originären) Serie die Kontrolle über seine Schöpfung zurück.
Mit „Last House on the Left“ (1972) und „The Hills have Eyes“ (1977) hatte Craven die Wut des Terrorfilms genährt, ehe er mit dem Alptraum-Killer Freddy Krueger eine Kultfigur des Schlitzer-Sujets einführte. „A Nightmare on Elm Street“ (1984) wurde schnell zum Klassiker und zog fünf Fortsetzungen nach sich, in denen Pizzagesicht Krueger, mit markant gestreiftem Wollpullover und Krallenhandschuh stets gespielt von Robert Englund, zunehmend zur makabre Sprüche reißenden Ikone des Schreckens wurde. Besiegt wurde er trotzdem, immer und immer wieder, bis ihm am Ende von Teil sechs endgültig der Garaus gemacht wurde. Aber was heißt im Horrorfilm schon „endgültig“?
Schauspielerin Heather Langenkamp (bot Freddy als Nancy in „Nightmare“ eins und drei die Stirn) wird von Alpträumen geplagt, in denen niemand geringeres als Filmfigur Krueger sein Unwesen treibt. Sind die mysteriösen Anrufe eines Freddy imitierenden Unbekannten Schuld? Oder sollten die Wahnvorstellungen ihres kleinen Sohns Dylan (einmal mehr bemerkenswert: Miko Hughes, „Friedhof der Kuscheltiere“) tatsächlich mehr sein als nur Einbildung? Als ihr Mann, ein Effektdesigner, der mit der Konzeption einer Krallenhand für eine weitere „Nightmare“-Fortsetzung betraut war, unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt, scheint sich die Bedrohung zu manifestieren.
Heather sucht Rat bei John Saxon, der im Original ihren Vater spielte, bei Englund, der sowohl mit als auch ohne Maske agieren darf, sowie Regisseur Craven selbst, der seit Monaten am Skript für den neuen Freddy-Film bastelt. Er äußert die Befürchtung, eine uralte böse Macht könnte durch Krueger in die Realität greifen. Bis zum Finale in „Hänsel und Gretel“-Manier, bei dem Englund mit Hakennase die Hexe geben darf, setzt Craven mehr auf Mystery denn Horror und serviert eine ganze Reihe ebenso vordergründiger wie wirkungsvoller Schocks – eine neuerliche Tötung an der Zimmerdecke inbegriffen.
Der Film stellt die Wahrnehmung (und psychologische Zurechnungsfähigkeit) seiner Hauptfiguren konstant infrage, präsentiert des Rätsels Lösung durch die Bindung an sein bewährtes Monster aber unweigerlich. Der Originaltitel „Wes Craven´s New Nightmare“ deutet die thematischen Verschiebung weit besser an als sein deutsches Pendant. Nicht wenige Fans zeigten sich von der Abkehr des angestammten Konzeptes enttäuscht. Doch nimmt der finale „Nightmare“-Part mit den sich selbst spielenden Stars und der märchenhaften Aura fraglos eine Sonderstellung in der Reihe ein.
Wertung: (6 / 10)