Hanzo „Rasiermesser“ Itami hat den Phallus der Gerechtigkeit. Mit diesem dringt er so lange in verhörenswürdig erachtete Damen ein, bis sie förmlich nach seiner Männlichkeit gieren. Damit entlockt er ihnen die gewünschten Informationen und zollt Justitia auf ungewöhnlichem Wege Tribut. Die Pimmel schwingende Exekutive geht auf Kazuo Koike zurück, der neben Storys zu diversen Mangas („Okami“, „Lady Snowblood“) gleichwohl, wie im vorliegenden Falle, die Drehbücher zu deren Verfilmungen schrieb. In der Hauptrolle glänzt Co-Produzent Shintarô Katsu, der durch seine Darstellung des blinden Schwertmeisters Zatoichi unsterblich wurde.
„Hanzo the Razor: The Sword of Justice“ ist die erste von drei Lichtspieladaptionen, die Hiroyoshy Nishioka („Zatoichi goes to the Fire Festival“, „Zatoichi´s Conspiracy“) zwischen 1972 und 1974 auf den Weg brachte. Regie führte Kenji Misumi, der sowohl der „Zatoichi“- als auch der „Okami“-Reihe – in der übrigens Katsus Bruder Tomisaburu Wakayma die Hauptrolle übernahm – seinen Stempel aufdrückte. Weniger als beim einsamen Wolf Itto Okami steht bei Hanzo Itami die Gewalt im Vordergrund. Zumindest gemessen an der wesentlich action- wie blutärmeren Inszenierung, die ihr Augenmerk vornehmlich auf die bizarre Vergewaltigungserotik legt.
Überhaupt ist der obskure Nippon-Trash klassisches Exploitation-Kino der Siebziger. Das beginnt beim nur bedingt ins japanische Post-Mittelalter passenden Funk-Soundtrack und zieht sich wie ein roter Faden durch die vordergründige Zurschaustellung zehrender Folter- und Abhärtungsrituale. Der eifrige Gendarm Hanzo nämlich hat alle bewährten Marterpraktiken im Selbstversuch durchprobiert, immerhin, so sagt er, solle ein guter Folterknecht doch wissen, welche Schmerzen er seinem Gegenüber zufügt. Dieser Logik entsprechend stählt er auch sein Gemächt, das er mit Rutenschlägen traktiert, bevor er einen mit Reiskörnern gefüllten Weidenkorb penetriert.
Eine (vage) Handlung gibt es auch, in der Hanzo und sein Glied einem scheinbar entflohenen Mörder nachstellen, der wiederum der Schlüssel zu einer Verstrickung ist, die über den Kopf seines ungeliebten Vorgesetzten Onishi (Kô Nishimura, „Sword of Doom“) bis in den Palast des Shoguns zu reichen scheint. Eine stringente Erzählung wird durch den dünnen Plot wahrlich nicht bedient. Überhaupt gleicht der Auftakt der Trilogie einer episodischen Anleitung zur Auslotung der Grenzen des guten Geschmacks. Und dazu gehört auch, dass die Kamera während eines „Verhörs“ die Perspektive des emsigen Schwengels einnimmt. Krudes Amüsement für den nicht so leicht zu beleidigenden Filmfreund.
Wertung: (7 / 10)