Zur Hölle mit der Hierarchie! Das Motto des grimmigen Schwertmeisters Hanzo „Rasiermesser“ Itami ist simpel. Der Magistratsgendarm verabscheut die Obrigkeit, weil sie ihn bei seiner Arbeit behindert. Angewidert von Korruption und steigender Kriminalität im Shogunat Edo agiert er meist auf eigene Faust – und überschreitet dabei regelmäßig die Zuständigkeit seines Ranges. Respekt zollt er den Wenigsten, so dass der Streit mit einem zwielichtigen Steuerkommissar, dessen Gefolgschaft Hanzo kurzerhand dezimiert, weil diese zwei von ihm verfolgte Diebe erschlagen will, Konsequenzen nach sich zieht.
Teil zwei der „Hanzo the Razor“-Trilogie bringt Yasuzô Masumura („Die blinde Bestie“) auf den Regiestuhl, der die Geschichte merklich geradliniger erzählt als sein Vorgänger Kenji Misumi. Das psychedelische Element wird dadurch gemindert, wenn Masumura dem exploitativen Charakter von Kazuo Koikes („Okami“) Vorlage auch durch mehr Nacktheit, mehr Action und mehr spritzendem Blut gerecht werden will. In der Hauptrolle überzeugt einmal mehr Shintarô „Zatoichi“ Katsu mit rustikalem Charme und durchschlagendem Geschlechtsteil. Der lange Arm des Gesetzes ist bei Hanzo der gestählte Schwengel, mit dem er das Schweigen verdächtiger Frauen bricht, indem er sie mit bizarren Penetrationspraktiken in die Wollust treibt.
In seiner kompromisslosen Art kommt Hanzo vorangehend einer illegalen Abtreibungsklinik auf die Schliche, ehe er hinter den Mauern eines angesehenen Tempels in die Abgründe eines von geistlicher Hand geführten Mädchenhändlerrings blickt. Nachdem die Äbtissin durch die spezielle Behandlung des Gendarmen gesprächig (und gefügig) gemacht wurde, erkennt Hanzo die kriminelle Beteiligung jenes Steuerkommissars, den er eingangs mit Respektlosigkeit strafte. Doch setzt sich gerade dieser dafür ein, dass der aufmüpfige Querdenker auf die Festsetzung des gefürchteten Verbrechers Hamajima (Kei Sato, „Onibaba – Die Töterinnen“) angesetzt wird.
Auch im zweiten Aufguss wird nicht an sexistischer – und recht humorloser – Frauenfeindlichkeit, markigen Dialoge und derber (Comic-)Gewalt gespart. Das Kult-Potenzial ist beträchtlich, wenn sich aber bereits im zweiten Einsatz Hanzos abzeichnet, dass der Ideenspielraum nur begrenzte inhaltliche Möglichkeiten offenbart. Der Funk-Soundtrack hingegen wird um einige experimentelle Facetten bereichert, was im Zusammenspiel mit Masumuras stringenter Narration einen atmosphärischen Zugewinn erbringt. „Hanzo the Razor: The Snare“ ist schick gestylter Edel-Trash mit allem, was das Kino der Siebziger so großartig macht. Abseitiges Vergnügen, definitiv nichts für ein zartbesaitetes Publikum.
Wertung: (7 / 10)