Okami – Der weiße Pfad der Hölle (J 1973)

okamiweisserpfadderhoelleBeim fünften und vorletzen Part der „Kozure Okami“-Saga übernahm wieder Kenji Misumi den Regieposten und bescherte der Reihe ein weiteres Glanzstück. In „Der weiße Pfad der Hölle“ sind elegische Momente des Innehaltens rar gesät. An ihre Stelle tritt eine ungewohnt temporeiche und spannungsorientierte Inszenierung, die mit atmosphärischen Bildern und ideenreichen Actionszenarien restlos begeistert. Doch auch den Blick für kleine Dramen abseits des betont verschachtelten Hauptplots wahrt Misumi, dessen perfekt durchkomponiertes Epos neben dem ebenfalls von ihm gedrehten dritten Teil den Höhepunkt dieser ohnehin außergewöhnlichen Serie bildet.

Auf seinem Vergeltungsfeldzug gegen den Yagyu-Klan wird Itto Ogami (Tomisaburo Wakayama) von fünf Mordbittstellern, die je ein fünftel der von ihm für einen Tötungsauftrag verlangten Summe bei sich tragen, geprüft und über die Hintergründe eines delikaten Herrschaftsschwindels aufgeklärt: Fürst Naritaka (Shingo Yamashiro), Oberhaupt des Kuroda-Klans hat mit einer Nebenfrau eine Tochter gezeugt, die er vor dem Shogunat als jungen Prinzen ausgibt. Mit der eigentlichen Gemahlin hat er einen Sohn, den er jedoch einsperren ließ. Zeugnis über die schwerwiegende Angelegenheit hat der Fürst in einer Niederschrift abgelegt, die er dem Oberpriester Wajo Jikei übergeben hat. Nur soll der ein Spion der Yagyus und mit dem Dokument zu deren Anführer, Ogamis Erzfeind Retsudo (Minoru Oki), unterwegs sein.

Um den Kuroda-Klan vor dem sicheren Untergang zu bewahren soll Ogami Wajo Jikei töten und das beweisende Schriftstück vernichten, bevor es über Retsudo an die Obrigkeit gelangen kann. Um den Klan über den Kopf ihres Fürsten hinweg zu schützen sind die ihm berichtenden Kämpfer bereit ihr Leben zu opfern. Somit taucht Misumi einmal mehr in die Tradition und den Ehrenkodex der Samurai ein, für die der treue Dienst für den Herren das oberste Gebot bedeutet. Von einer mysteriösen Frau erhält Ogami aber noch einen weiteren Auftrag: Neben dem Fürsten Naritaka soll er das als Prinz ausgegebene Mädchen und die Mutter töten. Für den einsamen Wolf mit dem Kind kein Grund für Gewissensbisse.

Mit viel Sinn für die Spannung des Augenblicks fügt sich die mosaikartig erzählte Geschichte zusammen. Etwas Ruhe kehrt in einem Nebenplot ein, der sich um die gesuchte Diebin und Verwandlungskünstlerin Oyo (Tomomi Sato) rankt. Um sie aus der Reserve zu locken wird Ogamis junger Sohn Daigoro (Akihiro Tomikawa) von Schnüfflern des Shogunats ausgepeitscht, erträgt das Traktat aber mit der väterlichen Willensstärke. Abgerundet wird das spektakuläre Drama von makabren Ideen und furioser wie übertrieben blutiger Schwertkampf-Action. Doch selbst die teils groteske Gewaltdarstellung schadet dem grundlegenden Tenor des harten und stets unbequemen Tötens nicht. Misumi findet ein kunstvolles und konstant packendes Maß, um Anspruch und Unterhaltung in meisterlicher Manier zu verknüpfen. Für Genre-Fans ein absolutes Muss!

Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

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