Hanzo the Razor: Who’s Got the Gold? (J 1974)

hanzo-the-razor-whos-got-the-goldEinmal im Leben einen Geist begatten. Der Traum vieler Männer? Zumindest der von Hanzo „Rasiermesser“ Itami. In seinem dritten und letzten Leinwandabenteuer scheint sich eben diese Gelegenheit zu eröffnen, als in einem Teich nahe dem Edo-Palast eine Frauenerscheinung gesichtet wird. Bei näherem Hinsehen aber entpuppt sich das Geisterwesen als irdisches Frauenzimmer, das in entstellender Maskerade neugierige Blicke vom Grund des Gewässers fernhalten soll. Dort findet Hanzo mit Goldmünzen gefüllte Bambusrohre. Und wenn es schon keinen weiblichen Geist zu penetrieren gilt, dann wenigstens dessen Imitatorin.

„Hanzo the Razor: Who´s got the Gold?” ist der schwächste Part der Trilogie. Zwar bleibt Shintarô „Zatoichi” Katsu in der Hauptrolle einmal mehr der stoische Fels in der korrupten Brandung. Die sich einschleichende Formelhaftigkeit rechtfertigt jedoch die Entscheidung, der Reihe keinen weiteren Aufguss mehr folgen zu lassen. Gerade in der ersten Hälfte dümpelt die Story spürbar vor sich hin. Während Hanzo den vermeintlichen Geist seiner Spezialpenetration unterzieht, wird die Frau von nahenden Schatzwächtern des Shoguns getötet, noch bevor sie den Namen des Hintermannes preisgeben kann. Und so stürzt der aufmüpfige Gendarm abermals in eine Intrige, die in immer höhere gesellschaftliche Kreise vorzudringen scheint.

Die Inszenierung besorgte Yoshio Inoue („Just for You“), der aber formal nur streckenweise an die stärkeren Vorgänger anknüpfen kann. Die Mixtur aus Sex, schwarzem Humor und Gewalt funktioniert auch im dritten Anlauf, wenngleich die subversive Originalität über weite Strecken verloren scheint. Ob Hanzo nun der Obrigkeit auf Augenhöhe begegnet oder dem käuflichen Vorgesetzten Onishi (Kô Nishimura, „Lady Snowblood“) eins auswischt, die repetetiv aneinandergereihten Ermittlungsbrocken nutzen sich zunehmend ab. Jedoch weitet sich die zunehmend prekärer entwickelnde wirtschaftliche Lage zum festen Bestandteil der Handlung aus, was im Subplot durchaus Spekulationen zu realpolitischen Seitenhieben anregen kann.

Dabei aber erreicht Inoue zu selten die psychedelische Verspieltheit der vorangegangenen Filme. Die visuell Stärkste Sequenz ist die Tempelorgie der verheirateten Frauen, durch deren Einhaltung, mehr noch sein garantiertes Stillschweigen Hanzo Gefälligkeiten beim Kampf gegen das Unrecht einfordert. Mehr noch als die Vorgänger schweift „Who’s got the Gold“ in Nebenhandlungen ab, wo der todkranke Arzt Sugino (Etsushi Takahashi, „Zatoichi at Large“) beispielsweise auf Hanzos Geheiß eine Kanone nach westlichem Vorbild fertigt. Am Rande geht es somit auch um den Übergang der Epochen und die schrittweise schwindende Macht der alten Herrscher. Sympathisanten der Reihe kommen noch immer auf ihre Kosten. Nur ist dieser Abschied kein wehmütiger, er ist ein vernunftgeprägter.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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