„Trick or treat Motherfucker.“
Als bislang veritabelste Fortsetzung spielte „Halloween: H20” allein in den USA 55 Millionen Dollar ein. Auch in Deutschland lief der Film höchst erfolgreich und lockte mehr als 560.000 Besucher in die Kinos. Was also lag näher als Gipsgesicht Michael Myers ein weiteres Mal heimkehren zu lassen? Ein Stolperstein bei der Konstruktion des Handlungsrahmens bildete jedoch der Umstand, dass der maskierte Mörder am Ende des vorangegangenen Teils enthauptet wurde. Allerdings hielt diese bescheidene Beiläufigkeit weder der Hartnäckigkeit der findigen Autoren Larry Brand und Sean Hood („Cube 2 – Hypercube“) stand, noch dem eigentlichen Ausklang von „H20“.
In Rückblenden wird gezeigt, dass der vermeintlich getötete Michael Myers die Kleidung mit einem am Tatort eintreffenden Arzt tauscht, dessen Kehlkopf er zuvor mit der bloßen Hand zerquetscht. Somit sollte einer eventuellen Infragestellung der fehlenden Wortmeldung des Geschundenen vor seiner Dekapitation ausgeräumt werden. Warum allerdings nur ein einziger Mann ausgesendet wurde, um den Körper des Massenmörders für den Abtransport vorzubereiten, bleibt ein Rätsel. Vor allem, weil jene Lokalität im Vorgänger übervölkert schien von emsigen Staatsdienern. Darüber hinaus ist es seltsam, dass der Flug des falschen Killers durch die Frontscheibe des Kleintransporters keinerlei Blessuren hinterlässt. Von der korpulenten Statur des aufgetischten Ersatzopfers ganz zu schweigen. Aber es ist wie es ist, die Show muss weitergehen. Beizeiten – wie auch bei „Halloween 4“ – um jeden Preis!
„Halloween: Resurrection“ beginnt mit einem Monolog Laurie Strodes (Jamie Lee Curtis, „Freaky Friday“). Diese vegetiert drei Jahre nach den Ereignissen von „H20“ in einer Nervenheilanstalt und erwartet die Rückkehr ihres Bruders Michael Myers. Als der wahnsinnige Vielfachmörder schließlich auftaucht, stellt sich Laurie einem letzten Kampf – und büßt die Niederlage mit ihrem Leben.
Zur gleichen Zeit werden die Studenten Sarah (Bianca Kajlich, „Dawsons Creek“), Jenna (Katee Sackhoff, „My First Mister“) und Rudy (Sean Patrick Thomas, „Dracula 2000“) mit drei weiteren Kommilitonen für das Projekt „Dangertainment“ angeworben. Ziel der via Internet live ausgestrahlten Sendung ist es, binnen einer Nacht im verlassenen Haus der Familie Myers Spurensuche zu betreiben. Initiator des Spektakels ist der extrovertierte Unternehmer Freddie Harris (Busta Rhymes, „Shaft“). Doch ahnt keiner der Beteiligten, dass das Böse längst nach Hause zurückgekehrt ist – und sich über den ungebetenen Besuch wenig erfreut zeigt.
Mit „Halloween: Resurrection“ kehrt Regisseur Rick Rosenthal – der bereits „Halloween II“ inszenierte – zurück in den Dunstkreis der Serie. Mit einem Budget von 13 Millionen Dollar realisiert, erwirtschaftete der Film allein in den USA mehr als das doppelte seiner Produktionskosten. Der Erfolg spiegelt die Qualität des Streifens allerdings nicht wieder. Denn über weite Strecken ist der achte Aufguss der Reihe geradezu sträflich dumm.
Die fade Umsetzung des schlechten Skripts turnt routiniert das Klischee-ABC des Slasher-Genres vor. Dabei spricht das gänzlich sinnentleerte Machwerk seinen Opfern nicht das kleinste Quäntchen Intelligenz zu. Statt dessen werden die stereotypen Figuren zu Parodien ihrer Selbst degradiert. Das dulle Blondchen darf ebenso wenig fehlen, wie die bodenständige Bescheidene mit eingebauter Überlebensgarantie. Der schwarze Vegetarier predigt permanent gesunde Lebensweise und dampft sich inmitten der Sendung eine handvoll Hasch in die Rübe. Denn selbstredend haben die Protagonisten auch während der Livesendung nichts anderes im Kopf, als den Konsum weicher Drogen und sexuelle Befriedigung.
Unmengen an Arbeitstiteln (u.a. „Halloween – Evil Never Dies“, „Halloween: Homecoming“, „Halloween: MichaelMyers.com“) und Taglines erwecken den Eindruck, „Halloween: Resurrection“ sei nichts weiter als ein Flickenteppich verworfener Ideen. Und tatsächlich erhärten nicht nur die drei alternativ gedrehten Enden den Verdacht, dass die Macher besser einen völlig anderen Film ins Auge gefasst hätten. Immerhin hätte eines – in dem Sarah dem verbrannten Michael Myers mit einer Feuerwehraxt den Schädel spaltet – dem geplanten neunten Teil gehörige Schwierigkeiten bei der Erklärung des weiteren Fortwährens seiner ikonesken Spukgestalt bereitet.
Unter der Maske des Schlächters verbirgt sich mit Brad Loree ein weiterer Stuntman („The 6th Day“, „House of the Dead“) und B-Komparse („Crackerjack“, „Turbulence 3“). Auch Regisseur Rick Rosenthal absolviert zu Beginn seines Films einen Cameoauftritt als Hochschuldozent. Aus Kostengründen verzichtete man wohl auf eine Anfrage bei Jamie Lee Curtis Filmsohn Josh Hartnett, dem nun letzten Anverwandten des Michael Myers. Zumindest taucht dieser in Gestalt einer Fotografie in Lauries Zimmer der Nervenheilanstalt noch einmal auf.
Rosenthals ärgerliche Fortsetzung raubt dem Mythos um Michael Myers auch das letzte Fünkchen Faszination. Die pseudophilosophischen Zwischentöne erscheinen ebenso deplatziert, wie die affektierte Kritik an der Medienwelt. Zur visuellen Aufpeppung soll dabei der Einsatz digitaler Kameras genügen, doch filtert die fade Regie aus dieser Stilkreuzung keinerlei Spannungsmomente. Selbst die Tötungsdelikte – eigentlich das Herzstück eines jeden Slasher-Movies – sind lustlos heruntergekurbelt und jenseits bemühter Ideen angesiedelt. Michael Myers wirkt müde, verdammt zum alltäglichen Dienst nach Vorschrift. Diesen sollte die Kultgestalt besser bald quittieren, sonst verliert auch der letzte Fan endgültig das Interesse an der Serie.
Wertung: (3 / 10)