Mitunter geben GREEN DAY Rätsel auf. Ein Beispiel ist die Rock’n’Roll-lastige, mit experimentellen Abstechern bestückte Albumtrilogie „¡Uno!“, „¡Dos!“ und „¡Tré!“ (2012). Die floppte gnadenlos, wohl insbesondere ob des starken Kontrasts zum Stadion-Rock der „American Idiot“-Ära. Damit schien das Kapitel für die vier Urheber (bis 2016 zählte Live-Gitarrist Jason White zur festen Bandbesetzung) aber längst nicht abgeschlossen. So schoben die Rockstars zwei Jahre später die Kompilation „Demolicious“ nach, auf der sich satte 16 Demoversionen ausgewählter Songs des Platten-Triples finden – und ergänzend das bis dahin (zurecht) unveröffentlichte „State of Shock“ sowie eine Akustik-Version von „Stay the Night“.
Die Motivation scheint unklar. Wollten GREEN DAY über die schrofferen Versionen ein Zeichen der Versöhnung in Richtung all jener Fans senden, denen das Material zu glatt klang? Oder wog die Enttäuschung über den kommerziellen Misserfolg – gerade mit Blick auf die Ambition und das investierte Herzblut – so schwer, dass die Nachreichung den Stücken eine zweite Chance einräumen sollte? Die Beantwortung bleibt reine Spekulation. Bleiben wir also bei dem, was greifbar ist, respektive die zur Hälfte von „¡Uno!“ stammenden Alternativversionen. Das Grundlegende sei dabei vorangestellt: Gebraucht hätte es „Demolicious“ keineswegs. Selbst wenn „¡Uno!“, „¡Dos!“ und „¡Tré!“ im Schaffen von GREEN DAY eher im Rückraum anzusiedeln sind, bieten die Platten ausreichend Entdeckungsspielraum und mehr noch ein paar ausgezeichnete Songs.
Der vielleicht beste Beitrag der Trilogie, „Dirty Rotten Bastards“ (zu finden auf „¡Tré!“), ist leider nicht Teil der Zusammenstellung. Dafür aber gelungene Beiträge wie „99 Revolutions“, „Let Yourself Go“, „Sex, Drugs and Violence“, „Nuclear Family“, „Stray Heart“, „Baby Eyes“, „Makeout Party“ oder „Missing You“, die in den vorliegenden Vorabversuchen zwar tatsächlich schroffer und hinsichtlich der Gitarren rockiger (dabei aber auch weniger voluminös) wirken, jedoch keineswegs komplett andere Charakterzüge offenbaren. Obendrein tritt u. a. bei „Ashley“ überdeutlich die Demo-Anmutung hervor. Daher wirkt die Zusammenstellung auch eher wie ein (Sort of) Best Of des Album-Triples, was die relative Verzichtbarkeit aber nur mehr unterfüttert. Wer mit „¡Uno!“, „¡Dos!“ und „¡Tré!“ hadert, dürfte daher auch nach „Demolicious“ kaum zum Fan avancieren. Der Rest bleibt ohnehin besser bei den fertigen Studiofassungen.
Wertung: (6 / 10)