Die Party ist vorüber. Im Ballsaal gehen die Lichter an. Die letzten Tanzpaare drehen sich Wange an Wange im verblassenden Reflektionslicht der Discokugel im Kreis. Willkommen bei GREEN DAY, willkommen bei „¡Tré!“. „Brutal Love“, Opener des Schlusskapitels ihrer 2012 vorgelegten Album-Trilogie, transportiert mit angemessen gedämpfter Stimmungslage jenes Gefühl der ausklingenden Ausgelassenheit. Stücke dieser Art fährt das Quartett – für den zweiten Gitarristen Jason White sollte es das letzte Studioalbum als festes Bandmitglied sein – mehrere auf. Das zunächst folkig angehauchte wie zart rockende (und textlich ziemlich flache „Drama Queen“) etwa. Oder auch das zunehmend dynamische „Walk Away“. Und erst recht die finale Klavier-Ballade „The Forgotten“.
Sie mehren den Eindruck der Begleitmusik, wenn es nach dem Feiern ans Aufräumen geht. Nicht zu vielschichtig, ohne offensiven Appell an die Tanzbeine. Einfach gefällige Hintergrundbeschallung, die gut ins Ohr geht, aber auch nicht weiter beschäftigt. Nach einem Kompliment an die Urheber klingt das kaum. Doch muss GREEN DAY attestiert werden, dass ihr Songwriting über die Jahre so vielseitig geworden ist, dass sie auch mit dieser Maßgabe souverän durchkommen. „Gefällig“ ist daher auch das Attribut, das „¡Tré!“ (das Wortspiel in Richtung des Cover-zierenden Drummers Tré Cool sei hiermit zur Kenntnis genommen!) am ehesten umschreibt. Verwurzelt ist es in neuerlich rollendem Rock mit 50’s-Verwurzelung, der sich bei „Missing You“, dem gen Indie tendierenden „8th Avenue Serenade“, „X-Kid“, „Sex, Drugs & Violence“, dem nach BOSS MARTIANS klingenden „Amanda“ oder „99 Revolutions“ melodisch einschmeichelnd (und wiederum punktiert poppig) gibt, ansonsten aber im positiven Sinne unspektakulär bleibt.
Ein Hauch jener verspielten Opernhaftigkeit, die seit „American Idiot“ (2004) unstetes Markenzeichen der Kalifornier ist, versprüht einzig der stilistische Haken schlagende Sechseinhalbminüter „Dirty Rotten Bastards“. Doch kann auch dieser fraglose Höhepunkt kaum übertünchen, das „¡Tré!“ in seinem von Ecken und Kanten weitgehend befreiten Ambiente vornehmlich für Die-Hard-Fans und Komplettisten interessant erscheint. Die Zahl derer, die plötzlich vom unbändigen Verlangen erfasst werden, beim Gedanken an GREEN DAY ausgerechnet diese Platte auflegen zu müssen, dürfte daher auch überschaubar ausfallen. Aber auch die Zeit nach der Party hat unzweifelhaft ihren adäquaten Soundtrack verdient.
Wertung: (6,5 / 10)