In Hongkong werden Filme in drei Kategorien unterteilt. Die erste sieht Produktionen vor, die für Zuschauer aller Altersklassen geeignet sind. Unter die zweite Kategorie fallen Werke, die für Kinder nicht geeignet und freigegeben sind. Das meiste Aufsehen aber erregen – vor allem im Westen – Filme der berüchtigten und kommerziell nur wenig zugkräftigen Erwachseneneinstufung „CAT III“, denen Tabubrüche zu Eigen sind und die die Grenzen des Zumutbaren bevorzugt überschreiten.
Wie groß das Vertrauen in die Zugkraft des Gewalt-Siegels auch heute noch ist, beweist „Gong Tau“, dessen deutsches Cover explizit auf die Freigabe im Herstellungsland China verweist. Für Gorehounds scheint der Streifen also eine sichere Bank, wenn der Härtegrad auch noch nie Indiz für die tatsächliche Qualität eines Filmes war. Und selbst wenn mit Herman Yau („Untold Story“) ein durchaus populärer Extrem-Regisseur das Zepter schwang, zum Pflichtprogramm wird der ruppige Okkultismus-Thriller damit längst nicht.
Es geht um einen Gong Tau, einen Todesfluch, der sich explizit gegen die Familie des Polizeiinspektors Rockman Cheung (Mark Cheng, „Election 2“) zu richten scheint. In Verdacht gerät Lam Chiu (Kenny Wong, „New Police Story“), unlängst aus der Haft entlassen, den er einst mit einem Kopfschuss niederstreckte. Doch der flüchtige Gangster überlebte und ward fortan unfähig Schmerz zu empfinden. Erstes Opfer des rachsüchtigen Schwarzmagiers wird Cheungs Neugeborener Sohn, der sich unter schwachen Computereffekten in Wohlgefallen auflöst.
Die Frau des Ermittlers, ebenfalls vom Fluch getroffen, überlebt, doch für Cheung und Partner Sum (Suet Lam, „PTU“) wird die Zeit zusehends knapper. Als Lam Chiu auch noch seine Hilfe zur Überführung des wahren Täters anbietet, entgleiten den Cops die Zügel vollends. Was als konventioneller, jedoch schick fotografierter Psycho-Thriller mit Hang zur Exploitation beginnt, mausert sich allmählich zu einem geschwätzigen Trip in die Niederungen der Seele. Mit Freund, Feind und Katzenvieh im Straßenverkehr wird ein nicht gerade zimperlicher Umgang gepflegt, abseits des dämonischen Hokuspokus fällt Yau, der auch das Skript mitverfasste, aber nicht viel ein.
Als gefällig erweist sich die Optik, die Seitenstraßen, Hinterhöfe und Interieurs stets die Extraportion verlotterter darstellt. In ihr spiegelt sich auch die Aufgewühltheit der Protagonisten wider, die im Zwist gegen die irrationalen Mächte zusehends isolierter und emotional degenerierter erscheinen. Psychologisch (wie auch dramaturgisch) aber ist „Gong Tau“ mit wenig Raffinesse veredelt, so dass am Ende doch wieder nur die Flucht ins Bad der mäßigen Ekelszenen bleibt. Überraschend ist die Geschichte nicht, vor allem der finale Twist wird im Vorfeld bereits überdeutlich angekündigt. Es bleibt ein bemüht schnörkelloser und ernster Okkult-Horror, dem es schlicht an Spannung mangelt.
Wertung: (5 / 10)